Wie wirkt sich eigentlich die Mikrofonposition auf den Klang aus? Wer mit Mikrofonen rumhantiert wird es sicher schon mal bemerkt haben. Die Position des Mikrofons im Verhältnis zur Schallquelle macht einen großen Unterschied. Und wie so oft gibt es dabei kein einfaches Richtig oder Falsch. Alles, was euch zu eurem Wunschsound bringt, ist erlaubt. In diesem Video will ich euch ein paar Grundlegende Tipps und Tricks zu den üblichen Auswirkungen der Positionierung auf den Klang zeigen, damit ihr die für euch optimale Mikrofonposition findet.
Das Video wird von Youtube eingebettet abespielt.
Vorwort
Bevor wir in das Thema einsteigen, möchte ich euch einen vermutlich offensichtlichen Tipp mitgeben. Denn zunächst ist es wichtig herauszufinden, von welcher Seite wir unser Mikrofon besprechen müssen. Einige von euch werden vielleicht lachen, allerdings sehe ich erschreckend oft, dass Mikrofone von der falschen Seite besprochen werden unter der Annahme, man würde direkt in Richtung Membran sprechen.
Die meisten Mikrofone haben zur Vermeidung dieses Fehlers eine Markierung angebracht, die euch die Seite anzeigt, in deren Richtung die Membran zeigt. Bei Rode ist das beispielsweise der typische goldene Punkt. Andere haben meist das Symbol ihrer Richtcharakteristik an dieser Stelle oder machen die Mikrofonfront durch andere Logos ersichtlich. Überraschend oft ist mir der Fehler bei Nutzern des Blue Yeti aufgefallen. Wie in meinem Video gesehen, zeigen die Kapseln zu den Mikrofonseiten und nicht nach oben. Ähnlich oft begegnet mir das Problem mit AudioTechnica-Mikrofonen, da der Mikrofonkorb oben abgeflacht ist. Doch auch bei den Geräten zeigt die Membran im inneren zur beschrifteten Seite.
Da wir nun wissen, wie wir herausfinden können, in welche Richtung die Membran zeigt, müssen wir natürlich noch überlegen, wie wir sie auf die Schallquelle richten. Grundsätzlich gilt: Die Membran auf die aufzunehmende Schallquelle richten, um von dieser ein möglichst lautes Signal zu erhalten. Wenn wir das beachten haben wir aber immer noch eine Menge Spielraum, was Abstand und Aufnahmewinkel angeht.
Abstand
Der Abstand des Mikrofons hat einen enormen Einfluss auf unser Signal. Je weiter das Mikrofon von der Schallquelle weg ist, desto leiser wird sie. So weit so klar. Was damit einhergeht, ist, dass aus der Position des Mikrofons gesehen, weitere Schallquellen relativ zu unserer Stimme lauter und somit deutlich wahrnehmbar werden. Konkret sind das Dinge wie Maus- und Tastaturgeräusche, PC-Lüfter und andere Geräte. Aber das, was wohl mit am stärksten auffällt, ist der Raumhall. Je nach größe eures Raums und den akustischen Begebenheiten hallt es mehr oder weniger stark und auch der Hall wird durch die größere Entfernung zum Mund relativ gesehen lauter und somit deutlicher wahrnehmbar.
Es gibt aber noch einen zweiten Effekt. Gerade bei Stimmen fällt auf, dass sie mit zunehmendem Abstand dünner klingen. Oder andersrum: Je kleiner der Abstand, desto mehr Fülle und Bass hat die Stimme in der Aufnahme. Gerade auf den letzten Zentimetern vor der Membran kommt der Nahbesprechungseffekt zum tragen, der schnell zu extremen und teilweise fast unangenehm bassigen Sprachaufnahmen führt. Richtig dosiert, kann er aber auch durchaus ein Mehrwert sein.
Wenn man extrem nah an das Mikrofon herangeht, treten häufig auch noch zwei weitere Probleme auf. Zum einen sind da die noch häufiger auftretenden Popplaute. Denn je näher ihr am Mikrofon seid, desto kräftiger ist der Luftstrom, wenn er auf die Membran trifft. Bei einem Abstand von wenigen Zentimetern sind selbst Popfilter schnell überfordert. Zum anderen haben wir den Effekt von eben umgekehrt. Je näher wir an das Mikrofon herangehen, desto Lauter sind alle Schallquellen, die von uns ausgehen. Dazu gehören insbesondere auch Schmatzgeräusche. Bei moderatem Abstand verschwinden die schnell in der Versenkung. Ist man jedoch sehr nah am Mikrofon, werden sie schnell überbetont und fallen störend auf.
Und wie sieht nun der optimale Abstand aus? Wie schon gesagt, ist das zum einen Geschmackssache, zum anderen hängt es von den genannten Faktoren wie der Raumakustik und der allgemeinen Aufnahmesituation ab. Ich persönlich habe sehr gute Erfahrungen im Bereich von ca. 10-30cm gemacht, teilweise jedoch auch abhängig davon, was genau ich aufnehme. Hier ist also experimentieren angesagt.
Aufnahmewinkel
Der andere wichtige Punkt ist der Aufnahmewinkel, insbesondere in der Vertikalen. Hier unterscheide ich grob in drei Ausrichtungen, bei denen das Mikro jedoch immer grob auf den Mund des Sprechers oder Sängers ausgerichtet ist.
Die erste ist unterhalb des Mundes leicht nach oben geneigt. So ausgerichtet erscheinen die Aufnahmen ein wenig präsenter. Das liegt insbesondere daran, dass wir dazu neigen, leicht nach unten zu sprechen und das Mikrofon so direkt in der Richtwirkung des Mundes liegt. Das birgt natürlich auch Probleme. Zum einen sind scharfe Laute wie s und p stärker betont, was unter Umständen störend sein oder schneller zu Popplauten führen kann. Zum anderen kann die Ausrichtung von unten, eben auch auf die Nase, dazu führen, dass die Aufnahme etwas nasaler klingt. Dabei läuft man außerdem Gefahr, dass man störende Atemgeräusche durch Mund oder Nase aufnimmt, wenn das Mikrofon genau im Luftstrom steht. Nicht zuletzt könnt ihr durch die Ausrichtung nach oben ein wenig mehr Raumhall in die Aufnahme bekommen, da Schall von der möglicherweise glatten Oberfläche eurer Decke reflektiert wird.
Der mittelweg ist natürlich die Mitte. Das Mikrofon in etwa auf Höhe und in Richtung des Mundes positioniert, ist die Aufnahme eher neutral. Das einzig wirkliche Problem, welches dabei aufkommen kann ist, dass das Mikrofon zumindest in Kombination mit eurem Poppschutz im Blickfeld steht oder im Falle von Facecams einen Teil eures Gesichts verdeckt.
Der letzte Möglichkeit, die ich hier ansprechen möchte, ist die Positionierung oberhalb eures Mundes mit leicht nach unten geneigtem Mikrofon. Das bringt meist mehrere gewünschte Effekte mit sich. Aufgrund der Positionierung außerhalb des Luftstroms sinkt das Risiko von Popplauten in der Aufnahme. Zum anderen verändert sich aber auch der Klang. Je nachdem ob ihr euer Mikrofon stärker auf den Mund oder auf euren Oberkörper ausrichtet, wird auch die Resonanz eures Körpers stärker mit aufgenommen, was zu einem volleren und tendenziell bassigeren Klang führt. Zudem verdeckt ihr mit eurem Oberkörper eine große Fläche, über die keine direkten oder indirekten Reflexionen des Raumes hinter euch in die Aufnahme gelangen. Einfach gesagt, ihr könnt so den Raumhall etwas reduzieren.
Nachteilig ist natürlich, dass auch hier das Mikrofon unter Umständen im Sichtfeld hängt. Höhere Positionierung bzw. ein größerer Abstand können da helfen, gleichzeitig aber auch die Effekte minimieren oder aber andere Nachteile überwiegen lassen.
Fazit
Wie ihr also merkt, ist das ganze eine Kombination aus so vielen Faktoren, dass man um kreatives Ausprobieren nicht herumkommt. Letzten Endes spielt auch immer das verwendete Mikrofon eine wichtige Rolle, da hier geräteabhängig Effekte unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Je nach Person spielt vielleicht auch nicht nur der Klang allein eine Rolle bei der Positionierung sondern auch die Ästhetik. Denn gerade beim Aufnahmen mit Facecam macht ein schickes Mikro im Bild auch immer was her. Wie nutzt ihr euer Mikrofon? Stumpf hingestellt oder mit Bedacht positioniert? Das war’s zu diesem Thema von mir und ich würde sagen bis zum nächsten Mal.