Nach dem ich bereits das Blue Snowball als Einsteigermikrofon vorgestellt hab, ist nun die gehobene Klasse von Blues USB-Mikrofonen dran. Dieses Mal geht es um das Blue Yeti Pro. Beim Blue Yeti Pro handelt es sich um die aufgebohrte Variante des Blue Yeti. Wo die Unterschiede liegen und ob sich der Aufpreis lohnt, erfahrt ihr wie immer hier.
Das Video wird von Youtube eingebettet abespielt.
Abgesehen von der exklusiven Farbgebung die so nur der Pro-Version des Yetis vorbehalten ist, ist das Mikrofon äußerlich kaum zu unterscheiden. Auf der Vorderseite befindet sich ein Mute-Schalter zum Stummschalten des Mikrofons samt Status-LED und ein Lautstärkeregler, um den Pegel des Kopfhörerausgangs anzupassen.
Auf der Rückseite gibt es ebenfalls wie bei den anderen Yetis einen dedizierten Gain-Regler, um die Mikrofonverstärkung direkt am Gerät zu steuern und einen Drehschalter für die einzelnen Richtcharakteristiken. Insgesamt bietet das Mikro dabei vier verschiedene. Eine Niere zum normalen Besprechen von vorn, eine Acht für gleichmäßigen Aufnahme der Vorder- und Rückseite, eine Kugel für die Rundumaufnahme und zu guter Letzt noch eine Stereo-Aufnahme der Vorderseite. Wie sich das anhört, dazu später mehr.
Der Standfuß ist ebenfalls identisch mit dem üblichen Yeti-Stativ. Ein massiver Metallfuß, der durch die Gummierung der Unterseite rutschfest aufgestellt werden kann. Das Mikrofon wird dabei einfach an den Seiten durch zwei Schrauben festgeschraub und hält die Position in jedem erdenklichen Winkel.
Der erste Unterschied zur normalen Version der Yetis begegnet uns allerdings auf der Unterseite. Neben dem Gewinde zum Montieren des Mikrofons auf andere handelsübliche Stative, dem Kopfhörerausgang und dem USB-Anschluss, gibt es hier noch einen speziellen fünfpoligen XLR-Anschluss. Darüber könnt ihr das integrierte USB-Interface umgehen und ein herkömmliches externes bzw. ein separates Mischpult verwenden.
Jetzt wird der ein oder andere sicher direkt anmerken, dass ein XLR-Anschluss doch üblicherweise nur dreipolig ist. Das ist natürlich richtig. Allerdings bietet das Yeti Pro wie eben angemerkt auch eine Stereo-Richtcharakteristik. Dafür müssen zwei getrennte Tonspuren übertragen werden, wozu die zusätzlichen Pole genutzt werden. Blue legt aus diesem Grund noch ein Y-Kabel bei, welches den 5-poligen XLR-Anschluss auf zwei herkömmliche dreipolige aufsplittet. Während der anderen Richtcharateristiken wird hier allerdings auf beiden Spuren das gleiche Signal übertragen, so dass beide Stecker gleichzeitig nur für die Stereo-Charakteristik erforderlich sind.
Praxis
Kommen wir wieder zur Praxis. Wie immer hört ihr hier gerade eine unbearbeitete Aufnahme. In diesem Fall übrigens auch über das integrierte Interface, direkt über USB an den PC angeschlossen. Allerdings könnt ihr mit diesem Gerät nicht direkt loslegen, wie es bei anderen Mikros wie auch dem einfachen Yeti der Fall ist. Das Yeti Pro erfordert zwingend spezielle Treiber, die ihr auf der Herstellerseite findet. Sind diese installiert, könnt ihr aber mit der Aufnahme loslegen. Der Treiber ermöglicht euch dabei sehr hohe Abtastraten von bis zu 192 kHz bei 24 bit Tiefe. Für die Meisten dürfte das allerdings irrelevant sein, da abseits professionellerer Produktionen gerne direkt im Zielformat mit 44,1 bzw. 48 kHz aufgenommen wird. Zumindest die erweiterte bit-Tiefe bringt die ein oder andere feinere Nuance in die Aufnahme. Ein Vorteil des Treibers ist allerdings, dass er auch als ASIO-Treiber fungiert und somit problemlos für Aufnahmen in professionellerer Software-Umgebung geeignet ist.
Klanglich liegen beide Yeti-Ausführungen sehr dicht beieinander, wobei die Pro-Variante bei gleicher Aufnahmequalität ein wenig runder und transparenter klingt. Trotz allem sind es nur Nuancen. Auch bei höheren Einstellungen ist das Endergebnis marginal besser. Ansonsten klingt es sehr detailliert mit leichter Anhebung in den Höhen und leichter Absenkung in den Mitten im Bereich um 2kHz. Unter 200 Hz wird der Bass durch einen festen Low-Cut leicht abgesenkt, was den Bass etwas aus der Aufnahme nimmt. Das reduziert den Nahbesprechungseffekt, lässt weiter entfernte Stimmen aber schnell dünn klingen. Allgemein sind aber beide Yetis vergleichbar rauscharm. Selbst über den XLR-Ausgang bräuchte man einen höherpreisigen Vorverstärker, um weitere klangliche Vorteile gegen die integrierte Technik herauszuholen. Interessant ist der XLR-Anschluss daher eher für die, die gezielt auf den analogen Signalweg setzen wollen.
Wie üblich wird für das Mikro ein Popschutz benötigt. Die Montage gestaltet sich aufgrund des Standfußes allerdings nicht ganz so einfach, ist aber möglich. Wem der Standfuß nicht ausreicht, kann auch eine spezielle Spinne von Blue erwerben, die mit einem Preis von über 80 Euro allerdings alles andere als günstig ist.
Spannend finde ich an diesem Mikrofon, wie die einzelnen Richtcharakteristiken umgesetzt werden. Und zwar befindet sich dafür unter dem Mikrofonkorb nicht nur eine einzelne Kapsel sondern gleich drei. Durch geschickte Kombination in der internen Technik werden dann die einzelnen Charakteristiken nachgestellt. So zeigen die vorderen beiden Kapseln beispielsweise im Festenwinkel auf den Vorderen bereich für ein breites Stereobild. Bei einer Aufnahme mit Nierencharakteristik wird aus den beiden Signalen aber ein schmaleres Einsprechfeld errechnet. Für alle anderen Charakteristiken wird eine ähnliche Technik verwendet, um aus den drei Signalen das gewünschte Ergebnis zu erhalten.
Klanglich spannend empfinde ich noch die Stereoaufnahme. Für normale Sprachaufnahmen eher umgeeignet, da jede Bewegung für den Hörer ortbar ist, lohnt sich diese Richtcharakteristik insbesondere für Instrumentenaufnahme, bei der das Klangbild bedeutend voller und plastischer wirkt. Ansonsten bleibt auch die Charakteristik eher für Experimentierfreudige und besondere Einsatzfelder wie ASMR interessant.
Abschließend kann ich nur sagen, dass es sich beim Blue Yeti Pro um ein ausgezeichnetes Mikrofon handelt. Mit einem Preis von meist rund 250 – 300 Euro allerdings auch kein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass es das einfache Yeti, das klanglich sehr nah dran ist, nur rund die Hälfte kostet. Interessant bleibt es da also sicher eher für diejenigen, die auf den analogen Signalweg angewiesen sind oder stabile ASIO-Treiber für ihre Aufnahmen benötigen. Ansonsten kann man auch getrost zum kleinen Yeti greifen.
Für alle die noch ein direkter Klangvergleich zwischen dem Yeti und dem Yeti Pro interessiert: http://recordinghacks.com/2011/12/11/blue-yeti-vs-yeti-pro/
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