Wenn man sich dazu entschließt, auf XLR-Mikros zu setzen oder seine musikalischen Ergüsse etwas hochwertiger festzuhalten, ist ein Audio-Interface eine gute Wahl, um seinen Sound zu digitalisieren. Die einfachsten starten dabei schon bei knapp 50 Euro, bieten aber oft keine hochwertigen Treiber, die für so ein Vorhaben sinnvoll wären. Das bekommt ihr beispielsweise bei den Einsteigerinterfaces von Focusrites Scarlett-Serie. In diesem Video möchte ich mir mit euch mal die mittlerweile dritte Generation des Scarlett Solo¹ und des Scarlett 2i2¹ näher ansehen. Worin sie sich unterscheiden und für wen sich welches lohnt, das erfahrt ihr wie immer hier.
Der Lieferumfang & Verarbeitung
Die beiden kleinsten Interfaces der Scarlett-Serie bietet Focusrite sowohl jeweils einzeln als auch im Komplett-Set an. In diesem Video möchte ich mich zunächst mit den Interfaces selbst befassen. Zu den Sets wird es noch ein separates Video geben.
Entscheidet ihr euch also für ein Interface allein, erhaltet ihr neben dem Gerät ein knapp 1 m langes USB-Kabel für den Anschluss an den PC und das wars. Kabel für Mikrofon oder Instrument müsst ihr separat besorgen. Neben der Hardware gibt es aber auch ein ganzes Software-Bundle, um direkt eure ersten Aufnahmen zu machen. Dazu dient die Abgespeckte DAW Version Ableton Live Lite, so wie mehrere Plugins mit virtuellen Instrumenten und Effekten.
Die Verarbeitung ist bei beiden Geräten identisch. Die Interfaces kommen mit hochwertigem Metallchassis in markantem Rot mit Kunststoffblenden an Vorder- und Rückseite. Knöpfe und Regler sind ebenfalls aus Kunststoff bzw im Fall der Gainregler Hardgummi.
Anschlüsse & Innenleben
Werfen wir mal einen Blick auf die Anschlüsse. Auf der Rückseite gibt es bei beiden Geräten einen modernen USB-C-Anschluss, der sowohl zur Stromversorgung als auch zum Anschluss an den PC dient. Daneben gibt es noch zwei symmetrische 6,3mm Mono-Klinken-Anschlüsse, um Monitorboxen mit gutem Schutz vor Störgeräuschen anzuschließen.
Spannender ist die Vorderseite. Hier gibt es gleich mehrere Unterschiede. Zunächst: Bei beiden Interfaces handelt es sich um 2-Kanal-Interfaces. Sprich wenn ihr aufnehmt bekommt ihr auf dem linken Kanal den Input des linken Anschlusses, auf dem rechten den des rechten Anschlusses. Das Kleine Solo hat dabei zwei unterschiedliche Inputs. Einmal ein reiner XLR-Anschluss für beispielsweise Mikrofone und einmal einen 6,3mm-Klinkenanschluss, der als High-Z-Instrumenteneingang oder symmetrischer Mono-Line-In funktioniert. Mit dem kleinen Schalter direkt daneben könnt ihr zwischen den beiden Eingabe-Modi umherschalten, wobei der Schriftzug Inst. leuchtet, wenn er sich im Insturmentenmodus befindet. Auch beim XLR-Eingang habt ihr zwei zusätzliche Schalter. Einen für die schaltbare 48V Phantomspeisung und einen für den „Air“-Modus. Mit aktivierten „Air“-Modus wird das Frequenzverhalten des Verstärkers verändert und sorgt durch leichte Anpassungen in den oberen Mitten und Höhen für mehr Klarheit. Das soll dem Sound von Focusrites beliebten ISA-Vorverstärkern nachempfunden sein. Wie sich das anhört, dazu kommen wir später. Beide Buttons machen wie beim Instrumenten-Eingang durch einen beleuchteten Schriftzug kenntlich, ob sie gerade aktiv sind.
Zu den Eingängen gibt es jeweils einen zugehörigen Gain-Regler. Über den könnt ihr die Verstärkung eures Eingangssignals regeln. Sehr nett, im Vergleich zur ersten Generation, aus deren Reihe ich das 2i2 aktiv genutzt habe, wurde der maximale Gain von +46 dB auf +56 dB angehoben, was selbst für die meisten schwierigeren dynamischen Mikros genügen dürfte.
Rund um die Gainregler gibt es einen kleinen LED-Ring, der euch von grün bis rot über den Pegel eures Eingangssignals informiert, wobei rot kenntlich macht, dass ihr übersteuert.
Etwas weiter rechts abgesetzt, gibt es alles, was ihr zum Monitoren, also zum Abhören des Sounds benötigt. Hier gibt es einen großen Regler, der sich um die Lautstärke für Boxen und Kopfhörer kümmert und beeinflusst damit die Gesamtlautstärke. Sprich Windows-Sound und Monitoring-Signal. Über den Button „Direct Monitoring“ könnt ihr das latenzfreie Abhören der Eingangssignale aktivieren. Das Solo mischt die beiden Kanäle dabei automatisch als Mono-Signale zusammen, damit ihr sie nicht nur links bzw. rechts hört. Sehr praktisch. Rechts unten in der Ecke gibt es dann nur noch den zugehörigen 6,3mm-Klinkenanschluss für eure Kopfhörer.
Wechseln wir damit mal rüber zum größeren 2i2. Hier sieht es recht ähnlich aus. Wichtigster Unterschied: Hier habt ihr zwei Kombi-Buchsen. Sprich beide funktionieren mit XLR, symmetrischem und unsymmetrischem Line-Signal über 6,3mm Klinke oder mit Instrumenten im High-Z-Modus. Entsprechend gibt es an beiden Eingängen die Umschalter für Air- und Instrumenten-Modus. Gain funktioniert wie gehabt.
Die Monitoring-Sektion sieht hier auch ein wenig anders aus. Zum einen versteckt sich hier nun der Taster für die Phantomspeisung. Direkt darunter könnt ihr den Monitoring-Modus wählen. Entweder Stereo – sprich ihr hört jedes Signal auf der Seite, auf der es auch reinkommt – oder Mono, beide Seiten zusammengemischt. Beispielsweise praktisch wenn ihr mit zwei Mikros für eine Stereoaufnahme arbeiten wollt.
Wie ihr seht, gibt es hier im Gegensatz zum Solo einen zweiten Regler. Das liegt daran, dass die Lautstärkereglung aufgeteilt wurde. Der große Beeinflusst die Ausgänge auf der Rückseite, der kleine den Kopfhörerausgang. Was ich hier statt dessen eher vermisse, wäre ein Mixing-Regler um das Lautstärkeverhältnis zwischen Monitoring und Windows-Sound einzustellen.
Zusammengefasst: Abgesehen von der unterschiedlichen Ausprägung der Anschlüsse erhaltet ihr hier zwei sehr ähnliche Geräte. Das Innenleben, also was Preamps, Wandler und so weiter angeht, sind die Geräte so weit identisch. Also gibt es hier keine Qualitätsunterschiede. Um das Maximum herauszuholen könnt ihr in Spitze mit einer Abtastrate von 192 kHz bei 24 Bit aufnehmen, was in diesem Bereich mittlerweile schon fast Standard ist. Ob nötig oder nicht, da scheiden sich die Geister. Aber wie so oft gilt: Besser haben als brauchen.
Praxis & Aufnahmequalität
Kommen wir damit zur Praxis. Die Installation ist denkbar einfach. Bereits beim Anschließen findet Windows direkt passende Treiber, damit ihr grundlegend schon mal Sound habt. Anfangs befindet sich das Interface dabei in einem speziellen Installationsmodus. Dadurch meldet es sich zusätzlich als virtuelles Laufwerk mit Links, unter denen ihr alle wichtigen weiteren Infos wie Software-Downloads findet. Neben dem Download gibt es hier sogar eine ausführliche Schritt für Schritt Anleitung mit massig Videos, wie ihr euer Gerät für euer Vorhaben optimal einrichtet. Vom Anschließen, über das Einstellen bis hin zum Download der passenden weiteren Software. Ist das abgeschlossen, kann man direkt loslegen.
Übliche Kondensatormikrofone wie das Rode NT1 laufen ohne Mühe mit Gain von knapp unter 50% bei normaler Sprache. Für dynamische Mikros ist schon etwas mehr Power erforderlich. Aber auch mein Procaster lief mit rund 80% und einem Sprechabstand von rund 20 cm mehr als laut genug und immer noch rauscharm. Der Airmodus bringt beiden Mikrofonen durch seinen Präsenzboost noch ein gewisses Extra. Gerade beim ohnehin eher dumpfen Procaster. Beispiele könnt ihr euch im verlinkten Video anhören. Da lasse ich das Interface auch auf meine Gitarren los. Dank der guten ASIO-Treiber ist darüber auch sehr latenzarmes Software-Monitoring mit diversen Plugins wie einer AMP-Simulation problemlos möglich.
Kommen wir zu noch einer wichtigen Einstellungen, die für alle Streamer und Gamer unter euch interessanter sein dürfte. Standardmäßig wird bei beiden Interfaces der linke Eingang auf der linken Spur aufgenommen, der rechte auf der rechten. Discord und Skype und die meisten Spiele kommen damit klar und verwenden automatisch den linken Kanal. Stereokanäle in Teamspeak und OBS machen das nicht, so dass hier oft ein Mono-Mixdown erforderlich ist, der auf kosten der Lautstärke stattfindet. Stattdessen könnt ihr aber auch selbst das Gerät als Mono-Gerät verwenden. Dazu geht ihr in die Systemsteuerung von Windows, auf Sound, Aufnahme, in die Einstellungen des Geräts, auf den Reiter Erweitert und wählt statt 2-Kanal einfach 1-Kanal aus und schon landet alles auf beiden Seiten.
Fazit
Ich selbst habe lange Zeit gern die erste Version des 2i2 verwendet. In aktuellster Generation gibt es sinnvolle Detailverbesserungen wie erweiterten Gain-Umfang, schicke Taster und die Air-Funktion, die ich wirklich lieben gelernt habe. In Sachen Qualität bekommt ihr hier einges geboten, sowohl was die Verarbeitung aber auch was den Sound angeht. Der Preis bleibt dabei moderat mit rund 100 Euro für das Scarlett Solo und 160 Euro für das Scarlett 2i2. Mit den Software Bundles sind gerade Musiker für den Anfang anständig ausgestattet. Wer die zwei XLR-Anschlüsse benötigt, dem Rate ich allerdings auch noch einen Blick in Richtung Steinberg UR22 bzw UR22C zu werfen. Hier gibt es noch wirklich gute Alternativen zu einem etwas besseren Kurs.
Wer ein Komplett-Set sucht, erhält wie Eingangs bereits erwähnt auch beide Interfaces im Komplett-Set mit Mikrofon und Kopfhörer. Was die so drauf haben und ob sich die Sets lohnen, dazu gibt es ein gesondertes Video.
Zu den Interfaces:
► Focusrite Scarlett Solo 3rd Gen (Amzn): https://amzn.to/2SEXhgL ¹
► Focusrite Scarlett Solo 3rd Gen (Thmn): https://obli.net/s/07tdl ¹
► Focusrite Scarlett 2i2 3rd Gen (Amzn): https://amzn.to/38mglab ¹
► Focusrite Scarlett 2i2 3rd Gen (Thmn): https://obli.net/s/dbq9t ¹
► Focusrite Scarlett Solo Studio 3rd Gen (Amzn): https://amzn.to/2SEXr7R ¹ ► Focusrite Scarlett Solo Studio 3rd Gen (Thmn): https://obli.net/s/ie2f9 ¹
► Focusrite Scarlett 2i2 Studio 3rd Gen (Amzn): https://amzn.to/2SlPyVY ¹
► Focusrite Scarlett 2i2 Studio 3rd Gen (Thmn): https://obli.net/s/ctsfk ¹