Heute habe ich mal etwas wirklich besonderes für euch. Und zwar habe ich von der Firma ISOVOX ihre aktuelle mobile Tonkabine Vocal Booth V2 für einen ausführlichen Test zur Verfügung gestellt bekommen. Daher an dieser Stelle vielen Dank für die Möglichkeit. Was die mobile Tonkabine alles kann, für wen sie sich lohnt und vieles mehr, erfahrt ihr wie immer in diesem Video.
Das Video wird von Youtube eingebettet abespielt.
ISOVOX
Für alle, denen das Unternehmen noch nichts sagt: ISOVOX ist eine kleine schwedische Firma des Hardrock-Sängers Philip Olsson. Dieser entwickelte 2015 die erste Version der Vocal Booth mit zwei Zielen:
- Zuhause an seinem Gesang arbeiten und diesen Aufnehmen zu können, ohne den Nachbarn seiner Mietwohnung auf die Nerven zu gehen
- Auch im Heimstudio professionell klingende Aufnahmen zu machen, ohne eine platzraubende Tonkabine bauen zu müssen
Seit dem vertreibt er mit seiner Firma weltweit diesen mobilen Miniaufnahmeraum. 2017 ist nun die zweite Auflage dieser kompakten Box erschienen, die mit den gesammelten Erfahrungen der ersten Generation weiter optimiert wurde.
Was wird geliefert?
Gehört man ebenfalls zu eben jenen, die leider wenig Platz haben, aber trotzdem Wert auf guten Klang und unkomplizierte Nachbarschaft legen, erhält man ein mächtiges Paket, dass je nach Set entweder nur die auseinandergebaute Box oder aber zusätzlich ein Stativ enthält, auf dass die Tonkabine montiert werden kann. Die Kabine passt dabei auf jedes handelsübliche PA-Boxenstativ. Habt ihr noch eins über, könnt ihr das kleinere Paket wählen. Abgesehen davon ist noch eine Bauanleitung beigepackt, mit der ihr das System schnell und einfach in wenigen Minuten zusammensetzen könnt. Wer trotzdem noch zu unsicher ist, kann sich unter dem auf der Kiste vermerkten Link ein ausführliches Aufbau-Video ansehen, in dem alles Schritt für Schritt gezeigt wird.
Der Aufbau selbst geht mit diesen Hilfestellungen kinderleicht. Wie das im Detail aussieht, könnt ihr in meinem separaten Video zum Unboxing und ersten Aufbau selbst sehen.
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Verarbeitung und Features
Schauen wir uns die mobile Kabine am besten von außen nach innen an.
Die Äußerlichkeiten
Ist die Box fertig zusammengesetzt, ist sie rund 80cm lang, 50cm breit und 50cm hoch. Das stabile Fundament, das letzten Endes das gesamte Gewicht der Box trägt, ist die Bodenplatte.
Von außen ist die Box komplett mit weißem Kunstleder überzogen, was einen sehr hochwertigen Eindruck macht. Direkt unter dem Kunstleder befinden sich an allen Elementen eine Platte, die für die benötigte Stabilität sorgt. Auf der Innenseite sind die einzelnen Teile der Box mit einer Stoffschicht mit einer Dicke von 3-5cm ausgekleidet. Aufgrund der Konsistenz würde ich dabei Schaumstoff vermuten. Diese Schicht soll letzten Endes den Schall absorbieren, damit der Klang zum einen möglichst trocken, sprich ohne Raumhall ist, zum anderen damit der Schall auch nach außen hin gedämmt wird. Wie gut das in der Praxis funktioniert, dazu später mehr.
Die Innenseite
Für eine einfache Nutzung lässt sich die rückseitige Platte hochklappen, um möglichst einfach in die Box zu gelangen. Im Inneren liegt nun unser eigentlicher Arbeitsbereich. Und der ist wirklich sehr kompakt. Sprich definitiv nichts für Leute mit Platzangst. Ist wie bei mir bereits alles fertig montiert, sorgt ein kleines, batteriebetriebenes LED-Licht von OSRAM für die nötige Beleuchtung. Die ist dabei absolut ausreichend um auch ohne größere Anstrengung Texte lesen zu können.
In der Mitte befindet sich eine kleine Gewindestange. Diese lässt sich in der Höhe beliebig verändern, um die optimale Positionierung unseres Mikrofons zu erreichen. Das geschieht dann durch einfaches drehen der Stange im Gewinde der Bodenplatte. Mit der Kontermutter an der Unterseite können wir die Stange zum Schluss fixieren, damit sich nichts mehr bewegt.
Auf der Oberseite der Stange befindet sich eine einfache Mikrofonklemme, die flexibel genug ist, um die meisten Mikrofone aufzunehmen. Dennoch habe ich ehrlich gesagt etwas Angst, da sie doch einen eher starren Eindruck macht. Bei einem Mikrofon wie dem Rode NT1-a hat sie jedoch noch keine Probleme bereitet.
Wer lieber eine anständige Halterung haben möchte, kann die Klemme einfach abnehmen. Denn an der Oberseite der Gewindestange befindet sich auch ein 5/8-Zoll-Gewinde, so dass ihr alle gängigen Mikrofonhalterungen und Spinnen problemlos montieren könnt. Wobei problemlos ist dabei relativ zu betrachten. Denn aufgrund des sehr eingeschränkten Platzes in der Box, kann es bei größeren Spinnen schon recht fummelig sein. Alternativ müsste man erst das halbe Dach und die stabilisierende Hauptelement in der Mitte herausnehmen, um die Spinne bequem anzubringen. Da man die Box aber hoffentlich im Normfall nicht ständig umbaut, ist das zu vernachlässigen.
Direkt vor unserer Gewindestange befindet sich noch eine Öffnung in der Bodenplatte. Diese ist länglich und gerade so breit, dass ein XLR-Stecker hindurchpasst. Aber eben völlig ausreichend, um ein Mikrofonkabel hindurchzulegen.
Neben dem Mikrofon selbst ist recht wenig Platz. Wie schon erwähnt ist der Platz im inneren ohnehin sehr begrenzt. Die Box hat im inneren eine Breite von spärlichen 40 cm. Auch in der Tiefe bietet die Bodenplatte nur 27cm. In der Praxis bedeutet das, hier ist kein Platz für einen Monitor oder ähnliches. Immerhin passt ein 10 Zoll-Tablet hochkant neben das Mikrofon und ist dabei noch recht bequem ablesbar. Trotzdem muss man sich hier arrangieren. Wer gleichzeitig Aufnehmen und Bearbeiten möchte, wird hier sicher auf einige Probleme stoßen. Eben so wer etwas allein etwas synchronisieren möchte.
Die Praxis
Die große Frage, die ich mir nun natürlich stelle: Erreicht die Box die selbstgesteckten Ziele? Und: Wie alltagstauglich ist sie in ihrer Handhabung?
Der Klang
Um den Klang selbst zu beurteilen, habe ich verschiedene Aufnahmen mit unterschiedlichen Mikros gemacht. Und ich muss sagen, der Unterschied ist mehr als deutlich. Der Raumhall ist quasi gänzlich verschwunden. Das Signal bedeutend trockener. Aber dafür tritt ein anderes Phänomen auf. Der Bass in meiner Stimme wird verstärkt und der Klang wird etwas… boxy. Sprich man hört durchaus, dass es kein reiner trockener Klang ist, sondern der Bass nicht 100% absorbiert wird und in der Box hin- und herwandert.
Wie sich das in der Praxis mit dem Rode NT1-a anhört, könnt ihr in meinem Video selbst hören.
Die Isolierung
Wie Anfangs bereits erwähnt, steckt die Vocalbooth sich noch ein weiteres Ziel. Neben einem aufnahmetauglichen Klang, der sich für ein Heimstudio echt hören lassen kann, möchte die kleine Box auch dafür sorgen, dass eure Nachbarn gerade bei lauteren Aufnahmen nicht mehr belästigt werden. Entsprechend soll die Kiste nicht nur verhindern, dass Raumhall und andere Störgeräusche nach innen dringen, auch eure Stimme, soll deutlich gedämpft werden.
Ein Unterschied ist recht deutlich wahrnehmbar. Allerdings ist der auf der anderen Seite auch nicht so weltbewegend, dass empfindliche Nachbarn jetzt ihre Ruhe hätten. Insofern wäre ich vorsichtig, wenn auf dieser Eigenschaft der Fokus beim Kauf einer solchen Box liegt. Das Problem ist aber auch einfach naturgegeben. Das, was nach außen dringt, ist vornehmlich der Bass. Der lässt sich ohnehin selbst durch dicke Wände nur mäßig gut aufhalten und auch, dass der Körper selbst als Klangkörper einen guten Teil des Schalls auch außerhalb der Box verbreitet, trägt definitiv dazu bei. Trotzdem leistet der kleine Kasten das, was im Rahmen des Möglichen liegt. Auch das könnt ihr im Detail mit Vergleichsaufnahmen im Video hören.
Sonstige Praxiserfahrung
An dieser Stelle noch ein paar Dinge, die mir sonst noch während der Nutzung aufgefallen sind. Auch wenn der Klang in der Box sich merklich bessert, ist die Nutzung in der Praxis gerade bei längeren Aufnahmesessions sehr anstrengend. Da der Kasten während der Aufnahme abgesehen von der Öffnung, in der man selbst steht, geschlossen ist, staut sich bereits nach kurzer Zeit einiges an Wärme an, die nicht ausgetauscht werden kann. Entsprechend fehlt es auch nach ein paar Aufnahmerunden an Sauerstoff, was zur schnellen Ermüdung beiträgt. Da würde ich mir für die nächste Version der Vocalbooth definitiv ein Belüftungssystem wünschen. Wobei ich davon ausgehe, dass es gerade, da die Box sehr schlicht gehalten werden soll, nur schwer möglich ist. Aber ich lass mich gerne überraschen.
Fazit
Die ISOVOX Vocal Booth ist definitiv die kompakteste Tonkabine auf dem Markt. Dabei bringt sie weit mehr als übliche Reflexionsfilter und Absorber. Kurz gesagt, sorgt sie für einen fast studioähnlichen Klang in den eigenen vier Wänden, ohne eine komplette Tonkabine bauen oder den Raum aufwändig akustisch optimieren zu müssen. Durch die Größe ist sie dabei sogar noch halbwegs portabel. Trotzdem ist sie natürlich nicht perfekt.
Insbesondere bei der Abschirmung nach außen kann sie natürlich nicht mit aufwändigeren Lösungen mithalten. Insofern sollte das nicht der Fokus sein, wenn man sich für diese Box entscheidet. Dazu kommen wir zu einem weiteren Punkt, der einige sicher ebenfalls abschrecken wird. Denn diese Box hat einen stolzen Preis. Aktuell kostet sie je nach Angebot und Aktion zwischen 800 und 900 Euro. Aber auch wenn es viel erscheint, wer nicht gerade ein Do-It-Your-Self-Profi ist, wird für eine fertige Tonkabine oder aufwändigere Raumoptimierung mit einem ähnlichen bis noch höherem Preisbereich rechnen müssen.
Insofern ist die Vocal Booth für all jene einen Blick wert, die mit dem Workflow in so einer Box klarkommen und nicht vor einer entsprechenden Investition in die Klangqualität zurückschrecken.
In diesem Sinne möchte ich mich nochmal bei der Firma ISOVOX bedanken, die mir ihre kleine Tonkabine für diesen Test zur Verfügung gestellt haben.
Hier geht es zur ISOVOX: