Es ist mal wieder Laptop-Zeit. Dieses mal wollen wir einen Blick auf eine Reihe mobiler Arbeitstiere werfen, die einen etwas anderen Ansatz verfolgen und in punkto Mobilität auf das nächste Level wollen. Die Rede ist von LGs neuster Iteration der Gram-Serie¹, die dieses Jahr erstmalig auch hierzulande erscheint. Wodurch sich die Grams von der Konkurrenz abheben wollen, ob sie das schaffen und was euch hier sonst noch erwartet, das erfahrt ihr wie immer hier.
Die Äußerlichkeiten
Die Gram-Serie ist hier bei uns in 3 Größen und 4 Varianten erschienen. 14, 15,6 und 17 Zoll. Alle aktuell in schlichtem Grau und mit identischer Hardware. Abgesehen von einer potenteren Option für das Gram 17. Aber dazu kommen wir gleich. Ich habe hier für euch das gram 15¹.
Werfen wir erstmal einen Blick auf das Gerät selbst. Das erste, was hier bereits beim Auspacken auffällt ist, wie könnte es anders sein, das Gewicht. Die 15 Zoll-Variante bringt es auf gerade einmal 1,12kg. Das kleine 14 Zöller sogar knapp unter 1kg und auch das 17er ist mit 1,35kg extrem leicht. Um das mal in Relation zu setzen: Das kleine Macbook Pro 13 Zoll wiegt mit 1,4 kg bereits mehr als die 17 Zoll Variante. Damit ist der Fokus bereits klar: Ein möglichst leichtes Gerät für maximale Portabilität. Das Ziel ist definitiv schon mal erreicht. Aber schauen wir mal weiter.
Ein wichtiger Grund für das geringe Gewicht, lässt sich direkt erfühlen. Hier gibt es nicht, wie sonst bei Ultrabooks aus dem Premiumbereich üblich, ein Alugehäuse, sondern eines aus besonders leichtem Magnesium. Daher gibt es hier auch an allen Seiten eine leicht raue Oberfläche, die einen guten Grip bietet und sich nach meiner Zeit mit dem Gerät als erfreulich unempfindlich für Fingerabdrücke erwiesen hat.
Grundsätzlich gibt es hier rundrum Premiumverarbeitung ohne scharfe Kanten oder unschöne Spaltmaße. Der Deckel lässt sich bequem mit angenehm leichtem Wiederstand einhändig öffnen. Dabei fällt aber direkt die etwas erhöhte Felxibilität auf, die dem minimalistischen Materialansatz geschuldet ist.
Ein ähnliches Bild zeigt sich auf der Oberseite im Bereich der Tastatur. Auf hier lässt sich die Oberfläche leichter eindrücken, als man es sonst gewohnt ist. Aber auch nach längerer Testzeit hat sich das in der Praxis nicht als nachteilig herausgestellt. Das zieht sich so durch das gesamte Gerät und ist letzten Endes der Preis, den man für das geringe Gewicht in Kauf nehmen muss. Trotzdem wirkt das Gerät dadurch keineswegs billig oder ließe befürchten, dass es weniger beständig wäre.
Anschlüsse
Schauen wir uns mal die Anschlüsse näher an. Diese fallen für ein Ultrabook angenehm üppig aus. Rechts gibt es ein Kensigton-Lock zwei USB 3.1 Anschlüsse, eine Kombiklinke für Kopfhörer und Headsets, so wie einen Kartenleser für Mikro-SD-Karten. Hier hätte ich mir lieber einen für normale SD-Karten gewünscht. Das ist etwas schade.
Auf der lingen seite gibt es einen USB-C-Anschluss mit USB 3.1 der 2. Generation und Thunderbolt 3, so dass ihr hier unter anderem externe Monitore oder sogar Grafikkarten anschließen könnt. Außerdem habt ihr auch die Möglichkeit, das Gerät hierüber zu laden. Daneben gibt es einen HDMI 2.0 Anschluss, eine weitere USB-A Buchse mit USB 3.1, so wie den Anschluss für das mitgelieferte Netzteil.
Wo wir beim Netzteil sind, das ist erfreulich kompakt mit Größe und Optik eines Raspberry Pis und mit einer gesamten Kabellänge von 2,5m, die für die meisten Einsatzzwecke ausreichend lang sein dürfte. Schade finde ich trotzdem, dass hier nicht direkt auf ein USB-C-Netzteil und vielleicht eine zweite Buchse gesetzt wurde.
Einige Leute werden hier vielleicht einen Netzwerkanschluss vermissen, auf den aus Platzgründen verzichtet wurde. Als Alternative wurde immerhin ein USB-C-Adapter dazugepackt, um den Anschluss nachzurüsten.
Maus und Tastatur
Die Tastatur zählt zu den besseren, die ich bisher bei Laptops genutzt habe. Hier gibt es ein angenehmes Tippgefühl mit kurzem Hub und ordentlichem Feedback. Insgesamt könnte es aber einen Hauch präziser. Kleine Besonderheit: Der Powerschalter fungiert auch gleichzeitig als Fingerabdrucksensor, um das Gerät zu entsperren. Layout-Mäßig gibt es nur beim 15 und beim 17 Zoll-Modell einen Nummernblock. Dieser ist beim 15er ein wenig komprimiert, was ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Was allen drei varianten gemein ist, ist die Entertaste mit halber höhe. Das mag nicht unbedingt jeder.
Das Trackpad ist dagegen für mich komplett gelungen. Eine angenehme Größe, wenn auch nicht auf Macbook-Niveau, arbeitet aber trotzdem absolut präzise, ebenfalls mit sehr knackigem Klicken, wenn ihr es reindrückt. Wie üblich werden hier alle Windows-typischen Gesten unterstützt.
Bildschirm
Der Bildschirm bietet hervorragende Farben und Kontrast und eignet sich dank ab Werk recht hoher Farbtreue auch durchaus für ein wenig Fotoarbeit. Das verbaute IPS-Panel ist dabei sehr Blickwinkelstabil. Die Displays der kleinen Gram 14 und 15 lösen dabei mit Full HD auf und bieten ein übliches 16:9 Seitenverhältnis. Das 17er bietet dagegen eine Auflösung mit 2560 x 1600 bei 16:10, also etwas mehr Arbeitsfläche in der Höhe. Für mich der optimale Kompromiss.
Die Helligkeit geht bei meinem 15 Zoll Modell mit rund 350 Nits absolut klar, das 17er soll noch ein wenig mehr Power haben. Damit sind sie für die meisten Situationen absolut hell genug. Allerdings kann es draußen gelegentlich etwas knapp werden. Denn hier wurde auf eine glänzende Oberfläche gesetzt und gänzlich auf Entspiegelung verzichtet.
Die Chance auf HDR oder höhere Bildfrequenzen wurde leider nicht genutzt. Schade.
Webcam, Mikrofon und Boxen
Kommen wir damit zum eher enttäuschenden Part für so ein ansonsten durchaus hochwertiges Gerät. Webcam, Mikrofon und Boxen. Die Webcam liefert 720p und eine leider nur durchschnittliche Bildqualität. Genug für Videoanrufe, aber leider auch fernab von Premium. Immerhin muss man hier zu gute halten, dass man sich im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern dazu entschieden hat, die Webcam klassisch oberhalb des Bildschirms zu positionieren, damit es keine grausamen Blickwinkel gibt. Und auch die integrierten Mikros sind bestenfalls zweckerfüllend, runtergematscht mit aggressiver Rauschunterdrückung.
Genau so sind leider auch die Boxen eher enttäuschend. Der Sound ist dünn, immerhin passabel laut, neigt aber in höheren Lautstärken direkt zum Verzerren. Das darf aus meiner Sicht bei einem Gerät aus diesem Preisbereich nicht passieren.
Die inneren Werte & Akku
Damit aber zurück zu einem erfreulicheren Thema. Die inneren Werte. Die sind bei allen Modellen identisch. Nur das Gram 17 hat alternativ eine etwas stärkere Konfigurations-Option im Angebot. Kern ihrer Rechenpower ist jeweils ein Intel-Chip aus der 10. Generation. Dabei wurde nicht auf die günstigeren Comet-Lakes mit alter Architektur gesetzt, sondern auf die stromsparenden Ice-Lake-Chips. Diese kommen mit weit potenterer integrierter Grafikeinheit daher. Dabei wird in allen Generation auf die g7-Chips, also die stärksten GPUs gesetzt, die Intel dabei anbietet. Alle Grams gibt es mit dem Core i5 1035g7, gepart mit 8 GB Arbeitsspeicher, fixer 512 GB NVMe-SSD, so wie den aktuellen Funkstandards WiFi6 und Bluetooth 5.0. Die stärkere Alternative des Gram 17 kommt mit i7, doppeltem Arbeitsspeicher und 1 TB SSD daher.
Außerdem beherbergen die beiden großen Modelle einen kraftvollen 80 Wh Akku, das 14er einen mit 72 Wh. Diese sollen bei den kleineren Modellen für eine Laufzeit von 18,5 und beim großen von 17 Stunden sorgen. Ob das in der Praxis auch so hinhaut, schauen wir uns gleich an.
Praxis
Zahlen hin oder her, bei so einem Gerät kommt es natürlich viel mehr darauf an, wie es sich im Alltag schlägt. Und da lässt es insbesondere im Office und Webbereich keine Wünsche offen. Die schnelle SSD sorgt zusammen mit dem Prozessor für ein flinkes Arbeitsgefühl. Zusammen mit der GPU reicht die Power neben einfachem Office und Surfen aber auch für leichte Foto- und Videobearbeitung. Wobei da dann doch bei anspruchsvolleren Aufgaben die Leistung ausgereizt wird. Die Stärken liegen hier klar woanders. Auch ist das Gerät trotz etwas potenterer integrierten Grafikkeinheit definitiv kein Spielgerät. Selbst bei anspruchslosere Titel müsst ihr teils mit reduzierter Auflösung klarkommen, damit es wirklich flüssig läuft.
Der Prozessor schöpft in den Grams außerdem zu Gunsten von Temperatur und Lautstärke nicht sein volles Potenzial aus, was besonders unter Dauerbelastung auffällt. Bei kurzen Lastspitzen wie im Alltag üblich bemerkt man davon hingegen nichts.
Bei den kompakten Ausmaßen ist natürlich auch interessant, wie gut das Gerät gekühlt wird bzw. wie laut es dabei wird. Und auch hier sind die Grams vorbildlich. Die meiste Zeit ist von dem Lüfter gar nichts zu hören. Und selbst unter Last dreht er in absolut angenehmen Rahmen auf. Dabei gibt es in der LG-Software die Möglichkeit, einen Silent-Mode auszuwählen, der die CPU weiter mäßigt und das Gerät dabei nochmal ruhiger laufen lässt. Hört ihr einfach mal kurz bei dem Lüfter unter Last ohne enstprechendedn Modus rein..
Aber auch die Power des Akkus ist in der Praxis absolut beeindruckend. So bringt es das Gram 15 in bei einfachem Videoschauen bei mittlerer Helligkeit auf durchaus respektable 15 Stunden. Bei durchgehendem Arbeiten und Surfen waren es immer noch knapp 10 Stunden.
Zielgruppe
Wenn man sich das so anschaut, wird klar, dass das die Geräteserie eine klare Zielgruppe haben. Als extreme Leichtgewichte mit flinken Rechenkernen und ausdauerndem Akku sind sie perfekt als Arbeitsgeräte für unterwegs. Eben primär für Office, Internet und etwas anspruchsvollere Aufgaben. Mit der Akku-Ladung kommt man dabei mühelos durch den Arbeits- oder Unialltag.
Aufrüstbarkeit
Bevor wir zum Ende kommen, schauen wir noch auf das Thema Aufrüstbarkeit. Und auch hier können die LG Grams insbesondere in der Klasse der Ultrabooks beeindrucken. Zwar ist es etwas unschön, dass die Schrauben unter den Gummifüßchen versteckt sind, habt ihr euch aber den Weg ins innere Freigekämpft, habt ihr die Möglichkeit die SSD aufzurüsten, sogar eine zweite einzubauen – ein Steckplatz ist nämlich noch frei – oder den Arbeitsspeicher aufzurüsten. 8 GB sind hier fest verlötet, daneben gibt es aber noch einen freien Slot, der euch für ein Upgrade zur Verfügung steht.
Benchmarks
Hier habe ich euch noch ein paar Benchmark-Ergebnisse zusammengetragen:
Userbenchmark: https://www.userbenchmark.com/UserRun/29807895
CineBench R20: 1008 pts
Unigin Heaven Benchmark 4.0:
– FPS: 14,3
– Score: 360
– Min-FPS: 5,4
– Max-FPS: 32,9
Crystal Disk Mark
Read (MB/s) | Write (MB/s) | |
SEQ Q8T1 | 3285,63 | 1870,73 |
SEQ Q1T1 | 2450,27 | 1839,12 |
RND4K Q32T6 | 1091,07 | 1218,97 |
RND4K Q1T1 | 44,23 | 133,77 |
Fazit
Kommen wir damit zum Fazit. Mit der Gram-Serie hat LG eine sehr spezielle Reihe mobiler Ultrabooks auf den Markt gebracht. Dank des Gewichts und der beeindruckenden Akkulaufzeit sind sie Ideal für alle, die viel mit ihrem Arbeitsgerät unterwegs sein müssen. Insbesondere für die Uni prädestiniert. Die Verarbeitung ist dabei hervorragend, durch die dünnen Materialien, gibt es hier und da allerdings ein wenig Flexibilität. Der eigentliche Nachteil liegt in der Performance. Für Arbeiten, Surfen und leicht fordernde Aufgaben ist die Power aber mehr als ausreichend und sorgt für eine flüssige Bedienung. Nur für forderndere Aufgaben und Daddelei sind diese Laptops definitiv nicht die erste Wahl. Dazu kommt eben noch eine ungewöhnlich gute Aufrüstmöglichkeit.
Zu den Ultrabooks:
► LG gram 14: https://amzn.to/3dWEIxf ¹
► LG gram 15: https://amzn.to/2VGLlxh ¹
► LG gram 17: https://amzn.to/2CWhYAy ¹