Shadow – der Cloud-Gaming-Anbieter im Test – Die Zukunft des Gaming?

Man munkelt Cloud-Gaming solle die Zukunft des Gaming sein. Doch während Microsoft und Google noch aktuell hinter mehr oder weniger verschlossenen Türen an ihren Lösungen tüfteln, hat sich mit Shadow ein französisches Unternehmen an das Thema gewagt. Bereits seit über einem Jahr in Frankreich am Start, bietet die Firma Blade mit Shadow nun auch hierzulande seit September an. Was Shadow genau ist, was ihr bekommt, was es leisten kann und wo aktuell die Grenzen liegen, das erfahrt ihr wie immer hier. Ausreichend Anschauungsmaterial gibt es zudem wie üblich im verlinkten Video:

Das Video wird von Youtube eingebettet abespielt.

Es gilt die Datenschutzerklärung von Google

Shadow – Wer oder was ist das?

Wie Eingangs erwähnt, ist Blade ein französisches Unternehmen, das sich seit 2015 mit dem Thema Cloud-Gaming beschäftigt. Nach rund zwei Jahren Entwicklungszeit ist es dann in Frankreich  im November 2017 an den Start gegangen und bietet seit dem seinen Cloud-Gaming-Dienst Shadow an. Unter stetiger Weiterentwicklung macht sich Blade nun daran, mit ihrem Produkt nach und nach die Welt zu erobern. Aktuell wird Shadow in sechs Ländern angeboten, darunter seit kurzem auch Deutschland. Da ich die Idee recht spannend finde, keine großen, lauten und vor allem stromhungrigen Gaming-Maschinen im Haus zu haben sondern die Leistung flexibel überall zu jeder Zeit nutzen zu können, habe ich mir den Dienst mal näher angeschaut.

Die Eckdaten – Hardware-Daten, Bandbreite, Kompatible Geräte, eigene Hardware

Aber zu Beginn: Was bekommt ihr eigentlich genau? Wenn ihr euch Shadow zulegt, wird euch einfach gesagt, der Zugang zu einer virtuellen Maschine bereitgestellt.

Diese bietet euch nach aktuellem Stand:

  • Prozessor: Intel Xeon E5-2667 v3 Prozessor mit 3,2 Ghz auf dem euch 8 Threads zur Verfügung stehen
  • Arbeitsspeicher: 12 GB DDR4-RAM
  • Grafik: NVidia Quadro P5000 mit 16GB Video-RAM
  • SSD: 256 GB (+ 1TB optional)
  • OS: Windows 10
  • Anbindung: ~1 GBit Down- und ~100 MBit Uploa

Diese Leistungsdaten stehen euch dann in vollem Umfang zur Verfügung. Euer Shadow ist aber keine feste physische Maschine, die euch zugeordnet ist. Statt dessen wird euch beim Verbindungsaufbau ein freier Server zugewiesen, auf dem euer System gestartet wird. Trennt ihr eure Verbindung wieder, wird nach einer Weile auch eure virtuelle Maschine ausgeschaltet.

Für die Verbindung wird auf den eigens entwickelten Shadow-Client gesetzt. Auch dieser unterscheidet sich maßgeblich von bekannten Varianten wie beispielsweise dem Windows Remote Desktop. Hier bekommt effektiv, sobald eure Verbindung besteht, einen Live-Videostream eurer Grafikkartenausgabe. Dabei liegt der Fokus natürlich auf möglichst geringen Latenzen, um Zocken aus der Ferne überhaupt erst zu ermöglichen. Das sehen wir uns aber gleich an.

Ersteinrichtung

Schauen wir uns jetzt aber erstmal kurz den ersten Start an, wenn ihr euch Shadow frisch zugelegt habt.

Zunächst müsst ihr euch auf der Shadow-Seite mit euren Zugangsdaten einloggen. Dann findet ihr unter dem Punkt „Downloads“ alle aktuellen Stable und Beta-Clients, die ihr zum Verbinden mit eurem Shadow-System benötigt. Aktuell werden Windows, Mac, Linux und Android unterstützt. Ein iOS-Client wird in näherer Zukunft aber ebenfalls verfügbar sein.

Habt ihr das Programm für euer System geladen und installiert, könnt ihr euch dort mit euren Zugangsdaten einloggen, sobald euer Shadow aktiviert ist. Bevor es los geht, solltet ihr den Client euren Bedürfnissen entsprechend anpassen. Beispielsweise ob ihr den Vollbild- oder Fenstermodus bevorzugt oder wie viel Bandbreite ihr zur Verfügung habt. Die Funktionalität wird dabei stetig erweitert, natürlich mit Hauptfokus auf Gaming. Im Anschluss könnt ihr einfach auf „Start“ klicken und euch mit eurem Shadow-System verbinden.

Bevor es aber mit dem Zocken losgeht, muss auch hier ein wenig Vorarbeit geleistet werden. Da Shadow im wesentlichen ein kompletter virtueller PC ist, lässt er sich auch genau so bedienen und einrichten. Das heißt, wir müssen zuerst die Grundeinrichtung von Windows vornehmen, ehe wir den Desktop zu Gesicht bekommen. Ist das erledigt, könnt ihr Shadow wie einen normalen PC benutzen. Sprich ihr installiert nun all eure Spiele, die ihr gerne zocken wollt. Hier kommt euch dann die Gigabit-Leitung zu gute. So müsst ihr euch nicht allzu lang gedulden, bis es dann wirklich loslegt. Insgesamt stehen euch von den 256 GB Speicherplatz knapp 232GB zur Vergügung. Da der Platz bei aktuellen Spielen schnell eng werden kann, bietet Blade die Option den Speicher um 1 TB zu erweitern. Damit dürfte auch längerfristig genügend Luft bleiben.

Leistung

Ich habe schon mal ein wenig vorbereitet und ausprobiert und für euch dokumentiert. Da hier auf Server- bzw. Workstation-Hardware gesetzt wird, versuche ich euch das mal in bekanntere Hardware zu übersetzen.

Der Xeon-Prozessor kommt eigentlich mit 8 physischen bzw. 16 virtuellen Kernen daher. Euch stehen davon wie bereits erwähnt 8 Threads zur Verfügung, was im Endeffekt bedeutet, dass er sich für euch wie ein typischer Quad-Core Prozessor verhält. Leistungstechnisch vergleichbar mit einem Intel Core i7 der vierten Generation. Der relativ große Abstand zu aktuellen CPUs liegt insbesondere im fehlenden Boost, den aktuelle Consumer-Prozessoren kurzzeitig nutzen können.

Die Quadro P5000 basiert auf der Geforce 1080 und ist leistungstechnisch definitiv vergleichbar. Also genug Power um alle aktuellen Titel auf höchsten Einstellungen zocken zu können.

Wer sich jetzt sorgen macht, ob die Leistung auch dauerhaft reicht und wann neue Generationen an Grafikkarten und sonstiger Technik verbaut wird, der kann beruhigt sein.  Denn das Shadow-Konzept sieht vor, dass man als Nutzer sich darüber keine Gedanken mehr machen muss. Die Prämisse: Alle aktuellen Spiele sollen flüssig mit hohen Einstellungen laufen. Sobald hier also Bedarf besteht, wird auch die Technik aktualisiert.

Das Bild wird als Videostream wahlweise mit dem h264 oder dem neuen h265 Codec komprimiert und an euch weitergegeben. Die Bandbreiteneinstellungen reichen dabei von 5 – 50 Mbit. An FPS bekommt ihr das angeliefert, was das jeweilige Spiel hergibt. Obergrenze ist nur die Wiederholfrequenz eures Monitors. Sprich auch 144 Hz-Gaming ist problemlos möglich. Neben einer entsprechenden Internetleitung solltet ihr aber auch in eurem Heimnetz sicherstellen, dass entsprechende Bandbreite am jeweiligen Rechner ankommt. Daher empfiehlt sich für beste Qualität direkte Anbindung per LAN-Kabel oder 5 Ghz WLAN-ac.

 

Praxis – Bildqualität, Traffic, Ping, …

Kommen wir damit zur Praxis. Ich bin ehrlich, am Anfang war ich skeptisch. Letzten Endes bekommt ihr einen einfachen Video-Stream eines entfernten PCs, an den ihr mit der Client-Software eure Eingaben sendet. Wie gut kann das funktionieren? Vor allem was Bildqualität und Input-Lag im Vergleich zu lokal berechneten Games angeht. Zuerst klar, die reine Spieleleistung stimmt. Ihr bekommt genau das, was versprochen wird. Einen virtuellen PC, der in etwa die Leistung einer 1080 mit passender Hardware liefert.

Die Bildqualität hängt von der verfügbaren Bandbreite ab. Ab 5 Mbit sieht das Bild im Desktop-Betrieb schon hervorragend aus. In Spielen kommt es so aber zu deutlichen Artefakten. Ab rund 20 Mbit sieht es auch hier hervorragend aus. Insbesondere in den höheren Bitraten ist das Bild kaum unterscheidbar. Aber eben nur kaum. Wer genau hinsieht, erkennt, dass das Bild minimal und ich betone minimal verwaschener ist.

Die Eingestellte Bandbreite gilt dabei als Obergrenze, so dass ihr nur in actionreichen Szenen mit viel Bewegung die volle Bandbreite genutzt wird.

Letzten Endes steht und fällt das Spielerlebnis aber mit dem Input-Lag. Und dieser hängt von eurer Internetleitung ab. Nicht von eurer Bandbreite, aber von eurem Ping. Denn so hoch wie dieser ist, so hoch fällt auch die Verzögerung aus. In meinem Fall liegt dieser im Mittel bei rund 30 ms. Damit lassen sich fast alle Spiele problemlos zocken. Allerdings kann das in Shootern, insbesondere den schnelleren, aufgrund der möglichst direkten Mauseingabe, auffallen und sich in solchen Fällen schwammig anfühlen. Aus dem Grund ist ein guter Ping unerlässlich.

Wer Bedenken wegen Online-Shootern hat, da so quasi die Eingabeverzögerung und der Ping des Shadow-Systems zum Game-Server zusammen kommen, kann beruhigt sein. Aufgrund der guten Anbindung der Shadow-Server haben diese in der Regel einen einstelligen Ping zu anderen Servern, so dass das nicht ins Gewicht fällt.

Spiele sind aber nicht das einzige Potenzial, dass Shadow bietet. Da euch quasi ein vollwertiger PC zur Verfügung steht. Das heißt, ihr könnt fast alles machen, was ihr auch mit dem heimischen Rechner anstellen könnt. Als Beispiel sei hier Streaming oder sogar Videoschnitt angeführt. Testweise habe ich mein letztes Video über Shadow geschnitten und effektiv keine spürbaren Nachteile gehabt. Einzig die Video-Files müssen vorher auf die Maschine gebracht werden.

Grenzen und Möglichkeiten

Das hört sich ja alles erstmal prima an. Wo liegen aber aktuell die Grenzen und vielleicht Möglichen? Shadow ist noch relativ jung. Das ist Vor- und Nachteil für euch zugleich. Nachteilig in dem Sinne, dass es aktuell häufiger zu kleinen Problemen kommen kann. Der Vorteil liegt aber darin, dass ihr aufgrund der hervorragenden Community-Arbeit so direkten Einfluss auf die Fortentwicklung nehmen könnt. Dank des Shadow-Discord-Servers, den ich jedem Interessenten empfehlen kann, findet immer ein sehr direkter Austausch zwischen Shadow und der Community statt.

Viele Features wie eine Gamepad-Unterstützung Out-of-the-Box sind bereits enthalten, viele weitere wie beispielsweise Multi-Monitor-Support sind noch in der Entwicklung. Hier tut sich in Zukunft also noch eine ganze Menge.

Da die Shadow-App für alle gängigen Geräte verfügbar ist, könnt ihr euer System auch von Überall aus nutzen ohne selbst Rechenleistung vor Ort haben zu müssen. Sprich egal ob Gaming-Maschine, leistungsarmer Mini-PC, Arbeitslaptop, Tablet oder Handy ihr habt immer die volle Leistung und alle Daten da wo ihr sie benötigt. Insbesondere mit lüfterlosen Mini-PCs sehe ich hier großes Potenzial als leiser Konsolen- bzw. PC-Ersatz.

Aber ohne Bandbreite und guten Ping geht nichts, was den Einsatz unterwegs einschränkt. Das Handynetz ist meist beschränkt und recht instabil. Und übliche Hotel-WLANs bieten meist weder genug Bandbreite noch einen stabilen Ping aufgrund anderer Nutzer. Das sollte euch dabei immer klar sein. Dafür seid ihr innerhalb eurer eigenen vier Wände flexibel und spart vor eines – Strom. Denn beim Video-Dekodieren benötigen eure Geräte nur einen Bruchteil der Energie, die sie sonst beim selber rechnen aufbringen müssten.

Preis

Preislich bekommt ihr Shadow im Monats Abo für 45 Euro. Entscheidet ihr euch direkt für ein ganzes Jahr sinkt der Preis auf rund 30 Euro pro Monat. Sicherlich nicht ganz ohne, im Bezug auf die gebotene Leistung aber durchaus gerechtfertigt. Großes Aufrechnen, was man sich in vergleichbarer Zeit selbst hätte bauen und hier und da sparen können, finde ich persönlich etwas schwierig, da Shadow mehr als die reine Leistung bietet. Eben einfach ein sorgenfreies Gesamtkonzept. Aber das ist eine Frage der persönliches Philosophie.

Fazit und Zukunft

Kommen wir damit zum Fazit und einer kleinen Zukunftsprognose. Blade liefert mit Shadow für mich schon ein stimmiges Gesamtsystem – das allerdings an der ein oder anderen Stelle noch in den Kinderschuhen steckt. Auf der anderen seite ist Das aber die Möglichkeit für Interessierte, Einfluss auf die Entwicklung des Cloud-Gamings zu nehmen. Letzten Endes ist Cloud-Gaming aber nichts für die PC-Enthusiasten die ihre Hardware selbst zusammen stecken wollen. Wollt ihr euch um Hardware zukünftig keine Gedanken mehr machen und einfach nur zocken, solltet ihr Shadow auf jeden Fall im Auge behalten.

Mit dem zunehmenden Ausbau der Infrastruktur auf seiten Shadows und der Internet-Provider wird die Spielerfahrung zunehmend besser. Da aktuell aber das gesamte Erlebnis noch mit eurer eigenen Internetleitung steht oder fällt, rate ich allen Interessierten zu einem Probemonat, um das System selbst zu testen. Dazu habe ich euch einen Rabatt-Code in die Beschreibung gepackt.

Ich persönlich bin Überzeugt, dass das auf lange Sicht die Zukunft sein wird. Nicht umsonst arbeiten auch die Big-Player wie Google und Microsoft an vergleichbaren Lösungen. Es bleibt also spannend.

Wenn ihr euch für Shadow interessiert, empfehle ich euch vorab einen Probemonat zu nehmen, um ausführlich zu testen, wie die Performance an eurem Standort ist. Dazu gibt es natürlich auch einen kleinen Rabatt-Code.

Shadow: https://shadow.tech/dede/

Rabatt-Code: ANDCOSGL

 

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