Rode gehört zu den bekanntesten Mikrofonherstellern und richtet sich mit seiner breiten Produktpalette sowohl an Einsteiger mit erschwinglichen USB- und Videomikrofonen so wie Fortgeschrittene und Profis mit ihren hochwertigen Studio- und Shotgunmikrofonen. Dazu gesellt sich nun ein etwas ungewöhnlicher Hybrid. Das neue Rode Video Mic NTG¹. Dieses versucht den Spagat zwischen der Shotgunmikrofonreihe NTG, den erschwinglichen Video Mics für den Einsatz direkt auf der Kamera und den USB-Mikrofonen. Ob das gelingt und was das Mikro noch so drauf hat, das erfahrt ihr wie immer hier.
Das Mikro wurde mir dabei freundlicherweise von Hyperactive Audio für diesen Test ausgeliehen.
Lieferumfang
Das Rode VideoMic NTG kommt fertig zusammengesetzt mit Windschutz aus Schaumstoff und einem Shockmount mit bei Rode häufiger zu findendem Rycote-System daher. Dazu gibt es ein kurzes Klinkenkabel zum Anschluss an eine Kamera und ein USB-. Darüberhinaus gibt es auch noch eine kleine bebilderte Kurzanleitung, die euch die wichtigsten Funktionen kurz erklärt.
Werfen wir zunächst einen Blick auf den Shockmount. Rode-typisch wurde hier wie erwähnt wieder auf ein Rycote-System gesetzt, welches das Mikrofon komplett vom restlichen Kamera- oder Stativsystem darunter entkoppelt. Darüber hinaus gibt es hier aber auch noch ein paar kleine unscheinbare Extras zu finden. Unter der Mikrofonaufhängung gibt es eine kleine Kabelführung, damit ihr möglichst wenig Kabelsalat offen rumhängen habt. Das Gesamtsystem lässt sich zudem auf einer Schiene mit einer länge von 5cm nach vorn oder hinten schieben, um die Mikrofonposition anzupassen, damit es beispielsweise bei Weitwinkellinsen nicht ins Bild ragt. Dazu gibt es, passend zu den hybriden Eigenschaften des Mikrofons auch zwei verschiedene Anschlüsse, um das System zu montieren. Die typische Platte für den Blitzschuh eurer Kamera und – in der Platte integriert – ein 3/8-Gewinde, mit dem ihr das Ganze auf ein separates Stativ montieren könnt.
Das Mikrofon
Das Mikrofon selbst macht schon beim ersten in die Hand nehmen einen hervorragend verarbeiteten Eindruck. Es ist komplett aus Metall gefertigt und bringt ein stolzes Gewicht von 93 g auf die Wage, welches das Gefühl von Wertigkeit noch verstärkt, gleichzeitig aber leicht genug für den alltäglichen Gebrauch ist. Von den Ausmaßen her ist es etwas größer als die meisten Mikros aus der Video Mic Reihe und wirkt wirklich wie ein kleines NTG, allerdings ohne den typischen XLR-Anschluss. Statt dessen gibt es, wie das Kabel bereits erahnen lies, einen Klinkenanschluss zur direkten Nutzung an der Kamera.
Fangen wir aber unten an. Hier gibt es ein Drehrad mit dem sicih der Pegel am Klinkenausgang stufenlos einstellen lässt, statt einen statischer Pegel mit Pad-Funktionen wie andere VideoMics zu liefern. Auf diese müsst ihr aber trotzdem nicht verzichten, dazu aber gleich mehr. Der besagte 3,5mm Klinkenanschluss befindet sich auf der linken Seite und hat noch ein wenig mehr zu bieten. Neben der Tonspeisung für die Kamera kann er auch als Kopfhöreranschluss im USB-Betrieb dienen. In dem Fall wird mit dem Drehrad die Kopfhörerlautstärke geregelt. Außerdem bringt der Anschluss eine gewisse Intelligenz mit sich. So erkennt das Mikrofon automatisch, ob es über einen 3-poligen TRS-Anschluss beispielsweise an eine Kamera angeschlossen wurde oder über einen 4-poligen TRRS-Anschluss an ein Smartphone. So kann es auch problemlos an eben solchen auf analogem Wege betrieben werden. Zudem hängt mit diesem Anschluss noch das so genannte „Auto-Sensing“ zusammen. Damit erkennnt das Mikrofon, ob die verbundene Kamera ein- oder ausgeschaltet wird und schaltet sich selbst ebenfalls ein- bzw. aus, um Energie zu sparen. Insgesamt habt ihr darüber so viel Power, dass ihr mäßige Kamera-Preamps komplett runterregeln und entsprechend trotzdem ein cleanes rauscharmes Signal aufnehmen zu können.
Genüberliegend gibt es einen modernen USB-C-Anschluss. Schließt ihr es darüber an einen PC, Mac oder ein Smartphone an, kann es out of the box als USB-Mikrofon verwendet werden. Das probieren wir gleich noch genauer aus. Außerdem wird über den Anschluss der integrierte Akku geladen.
Ganz richtig. Wie bei vielen Video-Mikrofonen ist das NTG batteriebetrieben, um so für die nötige Verstärkung zu sorgen. Der Akku ist fest verbaut, was bei zeitkritischen Anwendungen schnell nachteilig sein kann. Das Risiko eines Mikrofonausfalls wird aber durch die extrem lange Laufzeit minimiert. Damit soll es das NTG nämlich auf über 30 Stunden bringen, was für jedes Projekt reichen sollte. Geladen wird es dann mit jedem beliebigen USB-Netzteil. Nach rund 2 Stunden ist es dabei voll geladen.
Auf der Oberseite gibt es zwei kleine Knöpfe samt zugehörigen 7 Status-LEDs. Das lässt schon erahnen, dass dieses Mikro noch etwas mehr auf dem Kasten hat. Ganz unten gibt es die Status-LED, die euch über den aktuellen Zustand informiert. Diese leuchtet, sobald das Mikrofon aktiv ist und stellt farblich den Ladestand dar. Von grün, über gelb und rot bis rot blinkend wiedergegeben. Bei wie viel Prozent Akku was angezeigt wird, hat Rode leider nicht angegeben. Wird der Akku geladen, leuchtet die LED blau, ist sie voll, wieder grün.
Direkt über der LED befindet sich der erste Button. Haltet ihr diesen für drei Sekunden gedrückt, könnt ihr das Mikrofon auch manuell ein bzw. ausschalten. Spannender sind aber die Funktionen durch die ihr mit kurzem Druck durchschalten könnt. Einmal aktiviert die PAD-Funktion mit einer Dämpfung um 20 dB, ein zweites mal aktiviert die Aufnahme von unterschiedlichen Lautstärken. Dabei gibt in der linken Spur die volle Lautstärke und in der rechten eine Backup-Spur mit reduzierter Lautstärke falls die Hauptspur mal übersteuert. Wirklich sehr praktisch. Ein weiterer Druck aktiviert PAD und Backup-Aufnahme gleichzeitig und ein letzter deaktiviert die Funktionen wieder. Alles jeweils durch die beiden LEDs direkt über dem Button angezeigt. Die rechte LED leuchtet rot auf, falls euer Signal übersteuert. Im Falle der Backup-Funktion die lautere Hauptspur. So habt ihr den Sound immer im Blick.
Eine Etage darüber gibt es einen weiteren Knopf. Durch kurzes Drücken schaltet ihr durch die beiden Lowcut-Filter mit Absenkung ab 75 bzw 150 Hz bzw deaktiviert sie. Durch langen Druck sorgt ihr für eine moderate Anhebung der Höhen im Präsenzbereich, um den etwas gedämpften Sound beim Einsatz von beispielsweise einer Deadcat, also einem recht dichten Windschutz zu kompensieren. Das alles wird ebenfalls wieder über die LEDs direkt darüber angezeigt.
Sehr praktisch: All diese Funktionen funktionieren sowohl bei analoger Aufnahme in Kamera und Smartphone, als auch bei digitaler Nutzung als USB-Mikrofon direkt am PC oder Mac.
Die Praxis
So viel zur Theorie. Auch in der Praxis kann das Mikrofon in jedem Bereich glänzen. Wie es sich dabei genau anhört, könnt ihr im oben verlinkten Video anhören. Also USB-Mikro, als Kameramikrofon direkt angeschlossen und als Overhead-Mikro.
Fazit
Das Rode VideoMic NTG ist das wohl vielseitigste Mikrofon, das Rode auf den Markt gebracht hat. Egal ob an der Kamera, am Smartphone oder am Rechner, egal ob analog oder digital. Hier ist vollste Flexibilität gegeben. Und dabei macht es auch noch überall eine wirklich gute Figur. Gerade durch Features wie die Aufnahme einer Backup-Spur machen es dabei auch für kritischere Einsätze startklar. Einziges Manko – mehr oder weniger muss man schon sagen – ist der fest verbaute Akku. Der bietet zwar mit über 30 Stunden wirklich mehr als genug Power auswechseln vor Ort ist aber eben nicht möglich. Auch fehlen leider detailliertere Infos zur Restlaufzeit. Dank kurzer Ladezeit ist das in den meisten Fällen aber kein Problem, denkt nur daran euer Equipment zu Checken, bevor ihr loszieht. Insgesamt macht diese Vielseitigkeit das Rode Video Mic NTG zum perfekten Mikrofon für Content Creator, die sowohl zuhause zB Offtexte aufnehmen, als auch unterwegs ein gutes Kameramikrofon brauchen. Der Preis von rund 260 Euro geht dabei für die gebotene Flexibilität und Funktionalität echt in Ordnung.
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