Lewitt Connect 6 im Test – Das Interface für Content Creator – inkl. Mixer und Effektprozessor

(Werbung) Lewitt ist einigen sicherlich durch ihre Mikros bekannt. Mit dem Connect 6¹ gibt es nun ihr erstes Audiointerface. Das soll vor allem aber nicht nur mit einer ausgefallenen Anschlussvielfalt und umfangreichen Features überzeugen.

Das Video wird von Youtube eingebettet abespielt.

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Lieferunfang und Verarbeitung

Der Lieferumfang des Connect 6 ist eher überschaubar. Neben dem Interface selbst erhaltet ihr einfach zwei 1,5m lange USB-Kabeln. Eines mit USB-C und eines mit USB-A-Stecker. Außerdem dazu bekommt ihr eine Lizenz für Cubase LE für den Einstieg.

Das Interface selbst kommt in stabilem Kunststoffgehäuse mit eher ausgefallener Optik daher – das ist natürlich Geschmacksache. Trotzdem etwas schade, da man in diesem Preissegment sonst eher stabile Metallgehäuse gewohnt ist. Die Qualität liegt hier aber in einem anderen Bereich. Ein Blick auf die Rückseite offenbart eine außergewöhnlich umfangreiche und ausgefallene Anschlussvielfalt. Hier gibt es zunächst zwei typische XLR- und Klinken-Kombi-Anschlüsse. Diese versorgen eure Mikros bei Bedarf mit 48V Phantomspeisung. Alternativ könnt ihr auch Line-Signale einspeisen. Allerdings enttäuschend: Für hochohmige Signale sind die Anschlüsse nicht ausgelegt. Dafür wäre eine separate DI-Box erforderlich.

Direkt daneben findet ihr drei Ausgänge. Zwei symmetrische 6,3mm Klinkenausgänge, so wie ein 3,5mm Klinkenausgang zum Beispiel zum Anschluss von Boxen oder anderen externen Geräten.

Danach wird es etwas ungewöhnlicher. Neben einem USB-C-Anschluss zur Verbindung mit dem PC und einem weiteren für optionale Stromversorung, gibt es sogar noch einen dritten. Hierüber meldet sich das Connect 6 bei dem jeweils angeschlossenen Gerät ebenfalls als Soundkarte – und zwar je mit einem Stereoein- und -ausgang. Auf diesem Weg könnt ihr zum Beispiel auch den Sound von Smartphones einspeisen bzw. auch dahin ausleiten. Als analoge Alternative gibt es aber eben so einen 3,5mm Stereo-AUX-Eingang.

Auf der Vorderseite ist es nicht ganz so spektakulär. Hier findet ihr links eine kleine und eine große Klinke für den Anschluss von Kopfhörern. Sehr nett: Die beiden Ausgänge lassen sich unabhängig voneinander Bespielen und regeln. Dazu aber später mehr.

Trotz der ungewöhnlichen Anschlussvielfalt fällt die Oberseite erstaunlich übersichtlich aus. Neben einigen Status bzw. Informations-LEDs, gibt es hier nur einen einzigen riesigen Regler. Über den wird eine recht einfache Ein-Knopf-Bedienung umgesetzt. Durch einfachen Druck könnt ihr auswählen, ob ihr die Verstärkung einer der beiden Haupteingänge oder die Laustärke einer der beiden Kopfhörerausgänge einstellen wollt. Durch langen Druck aktiviert ihr zudem bei Bedarf die 48V Phantomspeisung für den jeweiligen Eingang. Wirklich schön umgesetzt: Die LEDs zeigen nicht nur an, welchen Ein- bzw. Ausgang ihr einpegelt. Darüber hinaus zeigt die Meter-Anzeige den eingestellten Pegel und bei den Eingängen zudem den aktuell eingehenden Pegel der angeschlossenen Geräte.

Außerdem wird der Pegel durch die beiden farbigen LEDs neben der Input-Beschriftung dargestellt. Diese informieren euch in Grün, Gelb und Rot in welchem Bereich sich dieser gerade bewegt und warnen euch so auch vor Übersteuern.

Nachdem ihr die Einstellungen abgeschlossen habt, ist hier, sofern die Lautstärkesteuerung aktiv ist, permanent der Pegel des ausgegebenen Signals zu sehen, oder wenn ihr die Input Regelung aktiv ist, die eingehenden Pegel der beiden Eingänge.

So cool ich die Umsetzung finde, die Haptik des großeren Reglers gefällt mir nicht so ganz. Es gibt sehr weiche Stufen, in denen ihr den Regler drehen könnt. Wenn ihr ihn aber zum Bestätigen reindrückt, gibt es ein sehr lautes plastikhaftes Klicken. Da hätte ich mir etwas ruhigeres, sanfteres gewünscht.

Features

So viel zu den offensichtlichen Features. Darüber hinaus finden sich die übrigen Features vor allem unter der Haube. Integriert im Interface befindet sich nämlich ein DSP-Prozessor, der eure Signale Live und quasi latenzfrei aufarbeiten kann und nicht nur das, effektiv gibt es hier ein komplettes virtuelles Mischpult. Dabei unterstützt das Connect 6¹ Aufnahmen von 44,1 bis 96 kHz bei 24 bit Tiefe.

Software

Da die Steuermöglichkeiten direkt an der Hardware mehr als überschaubar sind, könnt ihr euch vermutlich schon denken, das alles Weitere über die zugehörige Software geregelt wird. Sehr vorbildlich: Diese gibt es vom Start weg sowohl für Windows als auch MacOS. Zudem ist für Windows-Nutzer auch der obligatorische ASIO-Treiber mit an Board.

Auf den ersten Blick erinnert die Software an Lösungen wie Elgatos WaveLink oder die Software des GoXLR – allerdings wirkt das ganze hier noch etwas strukturierter und das ohne auf einen enormen Funktionsumfang zu verzichten. Sehr schön umgesetzt: Zum Start werden euch ganz kurz die einzelnen Sektionen erklärt. Es gibt einzelne Channelstrips für die Eingänge, wobei die beiden XLR Eingänge ein paar Extras bieten. Im Unteren Bereich geht es um die Ausgabemöglichkeiten.

Über ein relativ einfachen Autosetup-Wizard wird euch die Einrichtung eures Mikros stark vereinfacht. Anhand ein paar Fragen werden Voreinstellungen getroffen und durch eine Pegelmessung die Verstärkung eingestellt. All das könnt ihr aber auch per Hand vornehmen. Sehr positiv fällt dabei schon mal der Gain-Umfang auf. Dieser reicht nämlich von -6 bis 72 dB und bietet so mehr als genug Reserven auch für Gain-hungrige Mikrofone wie ein Shure SM7b.

Wie erwähnt, bieten die beiden Haupteingänge ein paar Extras. Neben den Basiseinstellungen gibt es hier die Möglichkeit die Phase zu invertieren, einen Lowcut oder drei der wichtigsten Standardeffekte zu nutzen. Letzteres umfasst einen Expander, ein Kompressor und ein Equalizer. Mit diesen lässt sich der Sound recht einfach aufarbeiten. Dabei haben alle Effekte trotz üblicher Parameter auch eine einsteigerfreundliche grafische Oberfläche, die sämtliche Effekte optisch verständlich darstellt.

Mixes

Spannend ist aber auch wie es nach den Effekten weitergeht. Alle Eingänge verfügen über einen Lautstärke-Regler. Im Anschluss davon könnt ihr festlegen, in welchem von zwei verfügbaren Mixes der Ton landen soll – hier schlicht A und B genannt. Ihr habt die Wahl zwischen keinem, einem oder beiden Mixes. Die Lautstärke des jeweiligen Kanals innerhalb der beiden Mixes lässt sich wahlweise gemeinsam oder unabhängig voneinander regeln. Schade ist, dass keine relative Regelung zueinander möglich ist.

Spannend ist aber, dass es neben den Hardware-Inputs für Windows-Nutzer gleich drei virtuelle Eingänge gibt. Wie bekommen wir aber Ton auf die unterschiedlichen Eingänge? Bei den Hardware-Eingängen klar, einfach anschließen. Bei den virtuellen Kanälen funktioniert das etwas anders. In den Windows-Soundeinstellungen findet ihr nach der Installation drei virtuelle Soundkarten – Out 1/2, 3/4 und 5/6. Im Windows-Sound-Mixer könnt ihr einzelne Programme eben diesen Soundkarten zuweisen und so zum Beispiel Musik, Spielsound und Voicechat auf diese Kanäle aufteilen.

Alternativ kann man das bei verschiedenen Programmen wie Discord aber auch direkt festlegen. Was ihr wie bespielt ist dabei komplett euch überlassen.

Aufnahme

Aber auch auf dem Weg zurück ins System gibt es mehrere virtuelle Soundkarten. Und zwar zunächst eine pro Hardware-Eingang. So habt ihr zum Beispiel die Möglichkeit jedes Mikrofon einzeln aufzunehmen oder zum Beispiel separat im Sprachchat zu verwenden, damit eure Teammates nicht euren kompletten System-Sound hören.

Darüber hinaus gibt es virtuelle Eingabegeräte für Mix A und B, so wie ein Loopback-Gerät, bei dem ihr innerhalb der Software auswählen könnt, was da am Ende zu hören sein soll. Das sorgt für eine Menge Flexibilität.

Jetzt haben Mix A und B aber auch noch weitere Regler. Das sind effektiv weitere Verstärkungsregler mit denen ihr den Ton weiter aufdrehen könnt, falls er zu leise ist. Zur Sicherheit lässt sich dazu noch ein Maximizer aktivieren. Das ist effektiv ein Kompressor bzw. Limiter. Der greift ein, wenn ihr es mit der Lautstärke übertreibt und reduziert im Notfall das Signal.

Das sind natürlich recht viele Einstellungen. Damit das einfacher zu handlen ist, könnt ihr all das in einzelnen Presets abspeichern und später wieder abrufen. Das gibt es übrigens auch separat für die einzelnen Effekte. Wirklich praktisch.

Außerdem praktisch finde ich noch die Option „Map Native Volume Controls“. Hiermit könnt ihr festlegen, was genau geregelt wird, wenn ihr die Lautstärkesteuerung von zum Beispiel eurer Tastatur verwendet. Ihr könnt nämlich festlegen, die Lautstärke von welchem Ausgabegerät verändert wird.

Insgesamt muss ich sagen, sehr gut durchdacht und umgesetzt.

Praxis

Damit noch ein paar Worte zur Praxis. Lewitt selbst gibt ein Eingangsrauschen von -133 dB an – ich bin bei meinen Messungen auf rund -130 dB gekommen. Das ist ein hervorragender Wert. Im Kontext: Mein sonst gern verwendetes AG03 rauscht dagegen mit rund -122 dB deutlich mehr. Einen praktischen Vergleich könnt ihr im oben verlinkten Video hören.

Was mir außerdem ausgezeichnet gefällt, ist die quasi nicht vorhandene Latenz beim Monitoring. Mal als Vergleich: Das GoXLR – sowohl Mini- als auch Maxi-Version – hat eine ganz leichte Verzögerung, was mir gerade beim Mikro leider missfällt. Elgatos Wave XLR geht dagegen den Weg über eine Software-Lösung, die es leider noch schlimmer macht. Dank VST-Plugins gibt es bei denen zwar eine weit flexiblere Bearbeitung, um sich Live selbst abzuhören, ist das dank der mit jedem Plugin steigenden Latenz schlicht nicht praxistauglich. Das macht Lewitt mit großem Abstand besser.

Durch den Funktionsumfang ist dieses Interfaces ist es zudem wirklich vielseitig einsetzbar. Allerdings nicht ganz ohne Einschränkungen. Wie bereits erwähnt, könnt ihr das Gerät dank der wirklich stabilen ASIO-Treiber wie man es kennt für Musikaufnahmen in einer DAW eurer Wahl verwenden. Nur wie erwähnt ist es für Musiker schade, dass es Verzicht auf einen hochohmigen Eingang ein absolutes Standardfeature fehlt. Aber wie gesagt, da kann man sich zur Not mit einer DI-Box behelfen. Was ich für diesen Bereich außerdem Schade finde: Zwar können die Effekte beim Monitoring echt hilfreich sein, allerdings ist es leider nicht möglich diese eben dafür zu verwenden und gleichzeitig eine trockene – sprich effektlose Aufnahme anzufertigen. Das wäre echt noch ein großer Pluspunkt gewesen.

Das Gerät scheint aber ohnehin vor allem auf typische Content-Produktion ausgerichtet zu sein. Da brilliert es um so mehr. Insbesondere dank der virtuellen Kanäle. Aber auch, wenn man beispielsweise wenn man ans Podcasting denkt. Zwei dedizierte und einzeln regelbare Kopfhörerausgänge, die Möglichkeit Gäste via Smartphone dazuzuschalten und ihnen dank Mix Minus einen separaten Mix zurück zu schicken und generell die umfangreichen Routing-Optionen inklusiver zweier separate Mixes, erlauben einen sehr flexiblen Einsatz des Geräts.

Auch Live-Streaming und ähnliche Anwendungen funktionieren dank der virtuellen Kanäle und der latenzfreien Livebearbeitung wirklich hervorragend mit diesem Gerät. Wem die drei virtuellen Kanäle nicht genügen dazu ein kleiner Tipp. Schließt ihr auch den Mobile-Eingang an den PC an, meldet sich dort eine weitere Soundkarte die ihr verwenden könnt. Außerdem könnt ihr auch den AUX-In über eure reguläre Soundkarte einbeziehen. So könnt ihr sogar 5 Kanäle verwenden. Alternativ eignet sich der Extra-USB-C-Anschluss auch hervorragend für Zwei-PC-Setups.

Insgesamt wäre es so für mich das wohl beste Interface für Streaming und Content-Erstellung. Wäre da nicht eine Krux, die es – zumindest aktuell noch – für viele uninteressanter macht:

Denn aus meiner Sicht fehlt hier ein ganz wichtiges Feature, um das Interface noch sinnvoller in Live-Einsätze zu integrieren. Und zwar die Möglichkeit die Software via Shortcuts – oder noch besser – eine API zu steuern, um es zum Beispiel in Elgatos Stream Deck zu integrieren. Das wäre für mich das mindeste gewesen, wenn man dieses Maß an Funktionen in Software statt in Hardware gießt. So muss man aktuell für Änderungen am Mix nämlich immer erst die Software aufrufen und die Einstellungen mit der Maus vornehmen. Aber Lewitt sorgt für regelmäßige Updates. Also abwarten, was da noch kommt.

Fazit

Kommen wir damit zum Fazit. Das Connect 6 ist ein wirklich außergewöhnliches Interface. Nicht nur durch die Anschlussmöglichkeiten, sondern insbesondere in Kombination mit Software und Effektprozessor, wird dieses Interface äußerst vielseitig und eignet sich neben klassischer Audioproduktion hervorragend für diverse Live-Anwendungen. Mit ein paar weiteren Updates hat es für mich auf jeden Fall das Potenzial zum besten Audiointerface für Content-Produktion und Streaming zu werden.

Zu haben ist es für rund 290 Euro – in dem Preisbereich gibt es in Kombination mit dem Funktionsumfang recht wenig Konkurrenz.

Zum Interface:
► Lewitt Connect 6: https://obli.net/s/24aiz¹
► Bester Preis (Geizhals): https://obli.net/s/4dt2n¹

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