Es gibt mittlerweile echt unfassbar viele USB-Mikrofone im Bereich von unter 100 Euro. Mitte des Jahres ist ein neuer Konkurrent hinzugekommen, der sich mit einem Preis von knapp 60 Euro nicht nur optisch sondern auch preislich an die Zielgruppe des Auna MIC-900 wagt. Was das neue Mikro leistet, wie es klingt und wo seine Stärken und Schwächen im Vergleich zum Auna MIC-900 liegen, erfahrt ihr wie immer hier.
Optik und Lieferumfang
Das TIE Studio-USB-Mikrofon kommt in einer schlichten Verpackung daher, die neben den üblichen Inhalten keinerlei Extras enthält. Ihr bekommt ein kleines schwarzes Mikrofon samt Spinne und USB-Kabel. Die Spinne scheint dabei das Standardmodell zu sein, das man bei allen aktuellen günstigen Mikrofonen dazubekommt. Also nichts Außergewöhnliches aber durchaus zweckerfüllend. Wichtig ist, dass hier wie üblich ein 5/8-Zoll-Gewinde verwendet wird. Allerdings wird aus mir unerfindlichen Gründen auf ein Gewinde-Adapter auf 3/8-Zoll verzichtet. Wenn ihr euch diesen Cent-Artikel noch dazuholt, könnt ihr die Konstruktion an alle gängigen Mikrofonständer und -stative anschließen.
Beim ersten Anblick fällt aber schon, dass hier ein Anschluss mehr als üblich vorhanden ist. Auf der Unterseite befindet unscheinbar neben dem üblichen USB-Port ein Klinken-Anschluss. Manch einer wird schon ahnen, was es damit auf sich hat, aber dazu kommen wir gleich.
Features, Funktionen und Besonderheiten
Wie schon gesagt, ist dieses Mikrofon sehr schlicht in seiner Erscheinung. Abseits der Anschlüsse haben wir keine Regler oder Schalter. Auch auf Kontroll-LEDs und ähnliche Spielereien wurde verzichtet. Auf der Vorderseite befindet sich ein kleines Nierensymbol, das euch einerseits nochmals auf die Richtcharakteristik des Geräts hinweist, andererseits darauf, dass das Mikro von dieser Seite besprochen werden muss. Irreführenderweise wird auf der Amazon-Seite und auf der Verpackung angegeben, dass dieses Mikrofon neben der Nierencharakteristik auch mit 8er-Charakteristik betrieben werden könne, so eine Funktion habe ich aber weder gefunden noch ist eine entsprechende Mikrofonkapsel verbaut worden.
Aber auch ansonsten wurde ein bisschen geflunkert, was die Features angeht. Im Produktnahmen wird das Gerät vollmundig als „Großmembranmikrofon“ beworben. Bei dieser Preisklasse muss das allerdings gar nichts heißen. Wie wir im Test des Aunas bereits gesehen haben, kann sich unter so einem schicken Gehäuse, das zwar typischen Großmembranmikrofonen nachempfunden ist, durchaus auch eine recht kleine und eher billige Kapsel verbergen. Genau so leider beim TIE Mikrofon. Durch den Mikrofonkorb erahnt man zwar eine große Kapsel, schaut man sich aber das Innenleben genauer an, sieht man, dass da leider mehr Plastik als Kapsel ist und ähnliche Technik wie im Auna Mic-900 verwendet wird.
Dank Plug&Play könnt ihr es direkt anschließen und loslegen. Und wie klingt es? Für diese Preisklasse bin ich sehr enttäuscht. Der Sound ist nicht sonderlich detailreich, sprich es klingt größtenteils sehr dumpf und muffig und neigt sehr schnell zum Verzerren – und das ohne, dass das Mikro selbst übersteuert. An sich ist der Klang eher mit dem der typischen Gaming-Headsets vergleichbar. Selbst das preislich ähnliche Auna klingt wesentlich besser. Entsprechend empfehle ich allen Mikrointeressierten, den Test zum Auna zu lesen. Und auch das hier getestete Neewer NW-700 für rund 18 Euro klingt – die richtige Soundkarte vorausgesetzt – bedeutend besser.
Kommen wir zurück zum unscheinbaren Klinkenanschluss. Dabei handelt es sich, wie der ein oder andere sicher vermutete, um die Monitoring-Funktion. Hier könnt ihr eure Kopfhörer anschließen und gleichzeitig den Windows- und Mikrofonsound latenzfrei abhören. Das funktioniert soweit auch problemlos. Allerdings vermisse ich hier einen Mixing-Regler wie beim Rode NT-USB, mit dem sich das Lautstärkeverhältnis zwischen Windows-Sound und Mikrofon anpassen lässt. Aber bei dem Preis muss man auch solche verhältnismäßig kleinen Abstriche machen.
Alternativ könnt ihr immer noch den Umweg gehen, den Windows-Sound entsprechend leiser zu drehen, bis das Verhältnis passt. Eine Möglichkeit dann trotzdem noch die Gesamtlautstärke zu regeln fehlt leider trotzdem.
Fazit
Ganz ehrlich? Für mich ist dieses Gerät eine Enttäuschung. Vermutlich wollte es sich an die Kundschaft des Aunas heranwagen. Dabei ist es klanglich allerdings vollkommen gescheitert. Vor allem, dass selbst das 18 Euro-Neewer mehr zu leisten vermag, ist dabei um so peinlicher. Wenigstens das Monitoring ist eine nette Idee. Das hilft aber auch nicht viel, wenn der Rest nicht passt. Wer sich das Gerät dennoch ansehen will, findet es hier samt Alternativen: