Rode X Streamer X im Test – Audio-Interface, 4K-Capture-Card und Sound-Board in einem

Unter dem neuen Rode X Label gibt es von Rode ein neues spannendes Gerät für Content Creator aller Art – das Streamer X. Effektiv handelt es sich hierbei um einen Hybrid aus Audio-Interface, ein klein wenig Rodecaster und einer 4k-Capture-Karte. Was das gute Stück im Detail drauf hat, das erfahrt ihr wie immer hier!

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Lieferumfang und Verarbeitung

Das Streamer X kommt lediglich zusammen mit den für den Betrieb erforderlichen Kabeln. Neben einem 1,8m langen USB-Kabel für die Verbindung mit eurem Host-System heißt das in diesem Fall auch ein dediziertes USB-C-Netzteil.

Das Streamer X selbst fällt durchaus kompakt aus. Es besteht komplett aus Kunststoff, wirkt aber insgesamt wirklich solide verarbeitet. Die Steuermöglichkeiten befinden sich so weit alle auf der Oberseite, während ihr alle relevanten Anschlüsse an der Rückseite findet. Unten drunter gibt es Gummifüßchen zum Aufstellen auf dem Schreibtisch, so wie ein 1/4-Zoll-Gewinde für die Montage an einem Stativ.

Stellt ihr es auf den Tisch, weist es eine leichte, aber nicht verstellbare Neigung auf, um die Bedienung zumindest etwas ergonomischer zu gestalten.

Die Anschlüsse

Werfen wir damit einen Blick auf die Anschlüsse. Hier bekommt ihr zunächst einen Kombi-Anschluss für XLR und Instrumentenkabel samt zugehörigem Schalter für die optionale 48V Phantomspeisung. Heißt für euch: Neben Mikrofonen könnt ihr hier auch Instrumente wie Gitarren direkt ohne DI-Box anschließen. Daneben findet ihr einen 6,3mm Ausgang für einen Kopfhörer, so wie eine 3,5mm-Variante speziell für Headsets, die darüber auch den Ton des daran montierten Mikrofons entgegen nehmen kann.

Die zwei HDMI-Anschlüsse sind für euer Videosignal zuständig. Ein Eingang und ein latenzfreier Ausgang, der das Signal weiter an einen Monitor oder Fernseher reichen kann. Was der genau für Formate unterstützt, dazu später mehr.

Zu guter Letzt gibt es noch gleich drei USB-C-Anschlüsse. Der links außen dient dabei rein für die Stromversorgung und wird mit dem mitgelieferten Netzteil verbunden. Anschluss 1 ist der Hauptanschluss, der an dem das Host-System angeschlossen wird, an dem ihr dann neben dem Mikrofon-Ton auch euer Videosignal und die SMART-Pads verwenden könnt. Anschluss 2 erlaubt es euch, wie auch schon das Rodecaster, den Ton eines zweiten Geräts entgegenzunehmen und auch dahin auszuspielen. Darüber könnt ihr beispielsweise euer Smartphone, eine Playstation oder ein anderer PC integrieren. Alternativ lässt sich dieser Anschluss aber auch mit dem gleichen PC verbinden wie Anschluss 1. In dem Fall meldet sich einfach eine weitere Soundkarte, die ihr zum Trennen eures PC-Sounds verwenden könnt. Zum Beispiel um Musik und übrigen Sound separat zu regeln.

Die Bedienelemente

Wie erwähnt findet ihr sämtliche Bedienelemente auf der Oberseite. Neben ein paar Status-LED, besteht diese Effektiv aus zwei gerasterten Drehreglern, die zeitgleich als Knöpfe fungieren, so wie insgesamt 8 Pad-Knöpfe. Diese sind recht fest und weisen keinen direkt spürbaren Auslösepunkt auf.

Ersteinrichtung

Die Inbetriebnahme des Streamer X erfolgt denkbar leicht. Effektiv funktioniert es nämlich Plug&Play und erfordert für die Nutzung keinerlei Treiber oder Software, auch wenn letztere notwendig ist, um das volle Potenzial zu entfalten. Dazu kommen wir aber gleich.

Habt ihr es angeschlossen, meldet es sich an verschiedenen Stellen des Systems als neues Gerät. Und zwar zunächst mit einer Wiedergabe- und zwei Aufnahmesoundkarten. Bei letzteren handelt es sich um eine für den Mikrofon- bzw. Gesamtsound und eine für den Ton des HDMI-Eingangs. Zudem wird der HDMI-Eingang als Kamera erkannt. All diese Geräte könnt ihr nun direkt verwenden. Das Schöne ist: Da das Video-Gerät dem allgemeinen UVC-Standard folgt, könnt ihr das Videosignal wie bei einer regulären Webcam in jedem beliebigen Programm verwenden. Sei es OBS, Discord, Zoom oder ähnliches. Besondere Einstellungen gibt es für den Videobereich allerdings nicht. Dafür gibt es eine recht breit gefächerte Formatunterstützung, was das Eingangssignal angeht. Ihr könnt mit bis zu 4k bei 60 Bildern pro Sekunde inklusive HDR einspeisen und an euren Bildschirm durchreichen. Die Aufnahme ist dagegen dann auf 30 Bilder pro Sekunde limitiert. Besonders schön: Auch 1440p bei 144 Hz und 1080p bei 240 Hz werden unterstützt. Ist euch auch eine hohe Bildfrequenz bei der Aufnahme wichtig sind bei 1440p bis zu 60 Bilder pro Sekunde drin und bei FullHD sogar bis zu 120. Das dürfte sehr viele Anwendungszenarien abdecken. Kleines Extra für die Gamer: Auch VRR wird unterstützt.

Unterstützte Videoformate

Haben wir Soundkarte und Capture-Karte in den Wunschprogrammen eingerichtet, kann es losgehen. Der Linke Regler fungiert als Gain-Steuerung für unser Mikrofon. Dabei stehen uns drei verschiedene Eingänge zur Verfügung, von denen einer gleichzeitig verwendet werden kann. Welchen wir davon verwenden, sehen wir anhand der LED direkt darüber; die konkrete Verstärkung anhand des LED-Rings um den Regler herum. Eine Besonderheit bietet aber nun der XLR-Eingang. Durch langen Druck auf den Drehregler wechselt die Farbe. Sobald diese Hellblau leuchtet, wechselt das Interface in den High-Z-Modus und ist entsprechend für Instrumente optimiert. Mit weiterem langen Druck wechselt man zurück in den regulären Modus. Durch kurzen Druck können wir zwischen den drei Eingängen wählen – und auch das wird farblich kenntlich gemacht. Zwei der Eingänge haben wir auf der Rückseite bereits gesehen. Der dritte ist aber ein kleines Highlight. Und zwar bietet das Streamer X auch die Möglichkeit Funkmikrofone zu verbinden. Das ist allerdings beschränkt auf die aktuelle Serie von Rodes drahtlosen Mikrofonen – sprich Wireless Go 2, Wireless ME oder M2-GO. Das erlaubt nochmal weitere praktische Einsatzmöglichkeiten, auch wenn sich diese Mikros zuvor bereits über die Empfänger an einen PC anschließen ließen.

Der rechte Regler ist für die Kopfhörerlautstärke zuständig und stellt auch hier die Einstellung über den LED-Ring dar. Sehr schön: Bei meinen Versuchen wurde hier auch ein 250 Ohm Hörer laut genug für den praktischen Alltag. Durch einfachen Druck lässt sich die Ausgabe Stummschalten.

Wo wir gerade beim Stummschalten sind: Genau dafür sind die beiden Buttons direkt unter den Reglern zuständig. Der linke schaltet das Mikrofon stumm und macht das durch gut sichtbaren Farbwechsel kenntlich. Der rechte macht quasi selbiges mit dem Video-Signal. Hier wird der Videoeingang abgeschaltet und durch einen einfachen Platzhalter ersetzt.

Die vier bunten Pads auf der rechten Seite sind so genannte SMART-Pads und so im Prinzip vom Rodecaster bereits bekannt. Darüber lassen sich zum Beispiel-Sounds abspielen, eine typische Zensurfunktion nutzen, Wilde Sound-Effekte nutzen aber auch eine Midi-Steuerung umsetzen.

Mit den Navigationstasten könnt ihr zwischen verschieden Belegungen wechseln. Etwas nachteilig ist hier, dass sich die Funktionen der Pads nur durch eigene Farbkodierungen und wechselnde Farben der Navigationstasten erkennen lassen. In der Praxis definitiv nicht so komfortabel wie ein Stream Deck samt Displays unter den Tasten, mit ein bisschen Übung aber trotzdem kein Problem.

Praxis

Einmal angeschlossen haben wir hier also schon mal ein schlichtes Audio-Interface und eine sehr gute Capture-Karte. Und hinsichtlich der klanglichen Qualitäten gibt es hier keine echten Überraschungen. Das Streamer X setzt im wesentlichen auf die erprobte Technik, die man bereits aus dem Rodecaster kennt. Das bedeutet hier gibt es einen starken Preamp mit bis zu 76 dB Verstärkung. Das genügt auch für schwierige dynamische Mikros wie ein Shure SM7b, ohne auf ein separaten Inline-Preamp angewiesen zu sein. Das Ganze funktioniert dabei auch wie schon beim Rodecaster wirklich rauscharm mit gemessenen -130 dBu – oder einfach gesagt: Für Sprachaufnahmen gibt es hiermit kein relevantes hörbares Rauschen.

Sehr cool sind vor allem die verschiedenen Eingabeoptionen. Neben XLR eben auch Line- oder Instrumenten-Signale, Headsetmikros oder Rodes drahtlose Mikrofonoptionen. Schade ist aber eben, dass ihr nur einen dieser Eingänge gleichzeitig nutzen könnt, was besonders schade für Musiker ist, die hier zum Beispiel die Gitarre aber eben auch ihren Gesang aufnehmen wollen würden. Das geht leider nicht.

Unverfälschter Klang ist natürlich das eine. Wie man es von einigen aktuellen Rode Produkten aber bereits kennt, gibt es auch hier wieder einen integrierten Effektprozessor. Der erlaubt euch euer Eingangssignal – egal von welchem Eingang – mit den bekannten Standard-Effekten aufzubessern – wobei hier der volle Umfang des Procasters mit an Board ist. Sprich hier bekommt ihr einen High Pass-Filter, einen De-Esser, ein Noise Gate, Kompressor, einen Equalizer, je einem Exciter für den Bass und den Höhen-Bereich, so wie die Möglichkeit den Ton im Stereobild zu verteilen. Neben vereinfachten Einstellungen gibt es für jeden Effekt aber auch wieder die Möglichkeit sämtliche Parameter dezidiert selbst einzustellen.

Die Effekte lassen sich einfach in Rode Central bearbeiten

Um diese Effekte zu nutzen, aber auch um die Funktionen der Pads und alles weitere anzupassen, ist die zugehörige Software erforderlich. Hier gibt es von Rode zwei Optionen. Rode Central für alle, die lediglich die Einstellungen im Griff haben möchten, und Rode Unify. Letzteres ist effektiv ein virtuelles Mischpult, das neben den Einstellungen auch noch weitere virtuelle Soundkarten für euren PC bietet, um individuelle Mixes zu erstellen und Aufnahmen anzufertigen. Definitiv eine super Dreingabe, trotzdem fühlt sich das Ganze noch nicht so ausgereift an, wie zum Beispiel Elgatos Alternative, schon allein schlicht, weil keine Kontrolle der einzelnen Kanäle außerhalb der Software möglich ist. Sprich zum Beispiel über Shortcuts oder Hardware wie ein Stream Deck. Hier wartet also noch eine Menge Potenzial.

Software

Wer sich nur um die Einstellungen kümmern möchte ist wie gesagt bei Rode Central richtig. Hier gibt es drei Verschiedene Einstellungsbereiche: Audio Setup, Device Configuration und Customize Smart-Pads.

Integrierter Mixer

Unter Audio-Setup gibt es effektiv einen kleinen Mixer, über den ihr regeln könnt, was wo zu hören ist. Neben dem Mikro habt ihr hier einen Kanal für die Smart-Pads, einen für den HDMI-Eingang und je einen für die USB-Eingänge. Über zwei optional getrennt einstellbare Regler habt ihr sowohl die Lautstärke des jeweiligen Kanals für den Kopfhörer- und den Aufnahme-Mix im Griff.

Abgesehen davon gibt es hier unten auch noch ein paar praktische Presets mit Voreinstellungen für den Mixer. „Video-Call“ ist ein gutes Beispiel. Das Preset sorgt dafür, dass euer Gesprächspartner nur euch und gegebenenfalls abgespielte Sounds über die Smart-Pads hört, aber – und das ist wichtig – nicht sich selbst.

An der Stelle eine Anmerkung zum Monitoring: Das ist leider nicht komplett latenzfrei. Das heißt, ihr habt eine minimale Verzögerung. Die ist immerhin so gering, dass sie in der Praxis kaum stört. Wird aber merklich länger unter Verwendung von Spezialeffekten wie Voice Pitch oder ähnlichem. Das ist etwas schade.

Was hier leider fehlt, ist die Möglichkeit die Kanäle festzulegen, die über den 2. USB-Anschluss ausgegeben werden. Das ist nämlich aktuell der gleiche Mix, wie für den ersten Anschluss und schränkt so die Flexibilität ein wenig ein.

Geräteeinstellungen

Device Configuration ist aktuell am unspannendsten. Hier könnt ihr die Beleuchtung für aktive und inaktive Elemente einstellen und das Gerät zurücksetzen. Zudem werdet ihr hier informiert, wenn ein Firmware-Update bereitsteht.

Smart-Pads

Spannend ist dagegen der Bereich für die Smart-Pads. Sobald ihr den aufruft, wechselt das Gerät in einen speziellen Transfermodus. Dabei meldet sich das Streamer X als virtuelle Festplatte mit einem Speicher von 2 GB. Hier habt ihr die Möglichkeit im Detail festzulegen, was bei einem Druck auf ein Pad passieren soll. Zur Auswahl stehen Sounds, Effekte, Auswirkungen auf den Mixer und Midi-Steuersignale.

Für die Sounds lässt sich dabei dezidiert Einstellen, was beim Druck passiert. Sprich ob der Sound einfach abgespielt wird oder nur solang das Pad festgehalten wird, ob der Sound endlos wiederholt wird oder bei erneutem Drücken gegebenenfalls von vorn anfängt. So sind alle wichtigen Situationen abgedeckt.

Die gebotenenvEffekte sind für mich eher eine Spielerei. Hier stehen insgesamt 6 verschiedene Effekte bereit. Reverb, Echo, Megaphone, so wie Robot, Disguise und Pitch. Erstere drei könnt ihr beliebig kombinieren. Die letzten drei lassen sich jeweils nur einzeln aktivieren. Alles was ihr abseits der Effektparameter festlegen könnt, ist, ob der Effekt durch einen Druck dauerhaft aktiviert wird oder nur so lange aktiv ist, wie ihr den Button gedrückt haltet.

Zudem findet ihr in diesem Bereich eine Zensurfunktion. Diese bietet Wahlweise ein klassisches Beep oder einen eigenen Sound. Während ihr das entsprechende Pad drückt, werden die restlichen Eingänge bei Bedarf stummgeschaltet.

Zu guter Letzt gibt es noch die Midi-Funktion. Hier könnt ihr den Pads schlicht Midi-Steuersignale zuweisen, die ihr dann in DAWs oder anderen Programmen wie OBS nutzen könnt, um darauf zu reagieren. So lassen sich beispielsweise auch Stream-Deck ähnlich Szenenwechsel und ähnliche Funktionen umsetzen. Nicht unbedingt komfortabel, aber trotzdem wirklich mächtig.

Als mehr oder weniger Gimmick für alle im Home Office gibt es noch einen Präsentation-Mode. In diesem lässt sich mit Hilfe der Smart-Pads schlicht euer Power-Point steuern.

Die Capure-Card

Der Part der Capture-Karte ist im Prinzip am unspektakulärsten. Für diese gibt es gar keine Einstellungen – dafür funktioniert sie einfach. Das eher Beeindruckende hier: Die praktische Latenz ist extrem gering und in der Praxis kaum zu spüren. Wenn es nicht gerade schnelle Shooter sind, könnte man so sogar ohne dedizierten Monitor zocken – bzw. kann man bei der Nutzung mit einer Kamera auf eine gesonderte Synchronisierung mit dem Mikrofon verzichten.

Besonders schön für Gamer ist aber, dass hier auch VRR, also variable Bildraten, unterstützt werden.

Fazit

Das Streamer X von Rode¹ fühlt sich effektiv nach einem soliden Audio-Interface an, an das man ein paar Trigger-Pads und eine Capture-Karte drangeflanscht hat. Aber die Umsetzung ist gar nicht mal schlecht. Das Audio-Interface kann mit sehr gutem und vor allem rauscharmen Sound überzeugen inklusive der mittlerweile bekannten Bearbeitungsmöglichkeiten durch Rodes DSP. Während dessen sorgen die Smart-Pads für weitere praktische Nutzungsmöglichkeiten. Die Capture-Karte wirkt dagegen am rudimentärsten ohne besondere Features – aber mit einer breiten Unterstützung für Auflösungen und Bildfrequenzen. Insofern eine gelungene Kombination in einem einzelnen Gerät. Allerdings ruft Rode hier auch einen stolzen Preis auf. Mit rund 400 Euro startet das kleine Multitalent und lässt einen definitiv zweimal überlegen, ob dedizierte Geräte nicht die flexiblere und unter Umständen auch günstigere Wahl sind.

Zum Rode X Streamer X:

► Thomann: https://obli.net/s/qnae2¹

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