Beyerdynamic Fox – Konkurrenz für das Rode NT-USB? – Das ausgefuchstes USB-Mikrofon im Test und Vergleich

beyerdynamic ist den meisten sicherlich ein Begriff. Insbesondere durch seine weit verbreiteten, hochwertigen Kopfhörer ist das Traditionsunternehmen weltweit bekannt. Aber auch abseits dessen stellt beyerdynamic eine breite Produktpalette an Premium-Audio-Hardware her. Unter anderem auch Mikrofone. Mit dem beyerdynamic Fox hat nun das erste USB-Mikrofon des Herstellers¹ das Licht der Welt erblickt und ist ab sofort für einen stolzen Preis von rund 175 Euro zu haben. Was der kleine Fuchs kann und ob er die bekannte beyerdynamic-Qualität erreicht und wie es sich gegen die direkte Konkurenz – dem Rode NT-USB schlägt¹ – das erfahrt ihr wie immer hier.

Das Video wird von Youtube eingebettet abespielt.

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Lieferumfang & erster Eindruck

Das Beyerdynamic Fox kommt als Komplett-Set daher und liefert entsprechend alles mit, was ihr für den Betrieb an einem beliebigen PC oder Mac benötigt. Neben dem Mikro selbst bekommt ihr ein kleines Tischstativ, einen Metall-Popschutz sowie ein knapp einen Meter langes, stoffummanteltes USB-Kabel.

Die bekannte Verarbeitungsqualität des Herstellers bemerkt man schon beim ersten in die Hand nehmen des Mikros. Es bringt mit knapp 485 g ein ordentliches Gewicht auf die Wage, was vorwiegend an dem massiven Metallkorpus liegt. Dieser ist an der Unterseite ist mit Hartgummi verkleidet. Ansonsten wurde lediglich bei den Reglern an der Front auf Kunststoff gesetzt. Trotzdem machen auch diese einen ordentlichen Eindruck, der sich gut ins Gesamtbild einfügt. Die beiden Drehregler haben dabei angenehmen Drehwiederstand. Der Knopf einen spürbaren Druckpunkt.

Neben den Reglern wurde auch das kleine Tischstativ aus Kunststoff gefertigt. Damit es aber nicht so leicht hin und her rutscht, ist die Unterseite gummiert und sorgt so für einen festen Stand.

Einzig wirklich schade finde ich, dass das mitgelieferte USB-Kabel mit einer länger von nur knapp einem Meter arg kurz ausfällt. Bei Laptop-Setups kein Problem. Wer aber sonst keinen USB-Hub in Reichweite hat, wird auf ein längeres Kabel setzen müssen.

Features & Funktionen

Das Mikro-Set selbst ist relativ schnell aufgebaut und in Betrieb genommen. Dafür solltet ihr es zunächst in die Halterung schrauben, das ist zugegebener Maßen etwas fummelig. Im Anschluss könnt ihr es dann einfach per USB-Kabel an den Rechner anschließen. Ganz praktisch ist, dass das Tischstativ ein kleines Gelenk verbaut hat. Mit diesem lässt sich das Mikrofon in den optimalen Winkel bringen. Eine Feststellschraube ist allerdings nicht vorhanden.

Das Problem: Bei dem Gewicht zieht es das Mikro bei zu starkem Winkel auch gern mal nach hinten… auf das USB-Kabel. Was man sich dabei gedacht hat? Wer weiß.

Sowohl unter Windows als auch unter Mac, Smartphones und selbst Konsolen wird das Gerät Plug&Play erkannt. Sprich spezielle Treiber sind für den Betrieb nicht erforderlich Sobald das Mikrofon mit Strom versorgt wird, erstrahlt die kleine LED am Mute-Schalter in kräftigem Orange. Out of the Box könnt ihr dann mit dem Aufnahme-Programm oder Voice-Chat eurer Wahl loslegen. Und das mit einer Abtastrate und Tiefe von bis zu 96 kHz und 24 bit. Das sucht man bei den meisten günstigeren Geräten vergebens. Wobei tatsächliche der Mehrwert bei so einem Mikrofon immer etwas fraglich ist. Immerhin die Marketing-Abteilung freut sich auf die Zahlenfetischisten. Im Inneren wandelt wie bei vielen USB-Mikrofonen üblich eine Elektret-Kondensator-Kapsel den Schall in ein elektrisches Signal. Wie das klingt, dazu später mehr.

Schauen wir uns aber mal die Features direkt am Gerät an. Auf der Rückseite befindet sich relativ weit unten der USB-Anschluss. Hier wurde auf die aktuelle USB-Typ-C-Buchse gesetzt. Damit ist das Fox das erste mir bekannte USB-Mikrofon, dass diesen Standard verwendet. Praktisch: Trotz aktueller Buchse funktioniert es auch tadellos an USB 2.0-Anschlüssen. Wer will, kann es sogar problemlos an Konsolen wie die PS4 anschließen.

Ebenfalls auf der Rückseite befindet sich noch ein Gain-Schalter. Mit diesem könnt ihr den Gain zwischen der Einstellung High für eine stärkere und Low für eine schwächere Verstärkung wählen. Ob das eine Einschränkung ist, das probieren wir gleich in der Praxis aus. Zuvor schauen wir uns aber noch die Front des Mikrofons an. Denn auch hier gibt es Regler. Direkt unter dem Mikrofonkorb befindet sich ein Mute-Schalter, mit dem ihr das Mikrofon stumm schalten könnt. Sobald ihr das macht, wechselt die LED von ihrem durchgängigem Leuchten zu regelmäßigem Blinken, bis ihr das Mikrofon wieder entmutet. Darunter gibt es einen Mixing-Regler. Sofern ihr den Mikrofoneigenen Kopfhörerausgang verwendet, könnt ihr mit diesem dann das Lautstärke-Verhältnis zwischen PC-Sound und Mikrofon-Sound einstellen. Sprich ihr habt ein latenzfreies Direct Monitoring zu dem ihr zeitgleich Backing-Tracks, Ingame-Sound oder ähnliches hören könnt.

Unter dem Mixing-Regler gibt es den zugehörigen Volume-Regler über den die Gesamtlautstärke des Kopfhörerausgangs eingestellt wird. Zu guter letzt und ganz unten an der Front gibt es den erwähnten Kopfhörerausgang selbst für übliche 3,5 mm Klinken.

An der Unterseite des Mikrofons befindet sich das Gewinde, mit dem wir es zuvor auf dem Tischstativ montiert haben. Dieses hat einen Durchmesser von 3/8 Zoll und entspricht damit dem kleineren Standard für Stative. Wollt ihr das Mikrofon an einem Stativ mit 5/8 Zoll Gewinde verwenden, ist ein zusätzlicher Gewindeadapter erforderlich¹, der leider nicht beigelegt wurde. Einen passenden hab ich euch mal in die Beschreibung gepackt. Zu bedenken ist dabei allerdings, dass das Gewinde starr am Gehäuse ist und keinerlei Bewegung zu lässt. Die richtige Positionierung muss dann also über das Stativ erfolgen.

Bevor wir nun zur Praxis kommen noch ein wichtiger Hinweis zu diesem Mikrofon, da dieses Gerät ein Design hat, das viele Nutzer zu üblichen Fehlern einlädt. Denn auch wenn die Oberseite des Mikrofonkorbes flach ist, sollte dieses Mikrofon nicht von oben, sondern ausschließlich von vorne besprochen worden. Also die Seite mit den Reglern. Denn das ist wie so oft die Seite, zu der die Mikrofonmembran im Inneren zeigt.

Klang & Praxis

Kommen wir damit zur Praxis und zum Klang des Mikros. Wie üblich habt ihr bereits im bisherigen Teil des Videos das Mikrofon in unbearbeiteter Reinform gehört. Sprich ohne nachträgliche Verbesserungen.

Der Klang ist unspektakulär, aber gerade im Mittenbereich detailreich und ausgewogen. In den Höhen gibt es eine für Sprache schmeichelhafte Präsenzanhebung für einen luftigen und klaren Sound. So klingt es bereits Out-of-the-Box butterweich und vor allem rauscharm.

Die Richtwirkung ist dabei für Kondensatormikrofonen mit Nierencharakteristik recht üblich. Wenn ichhinter dem Mikro auf der Tastatur Tippe, landet davon ein guter Anteil in der Aufnahme. Besprecht ihr das Mikro von Nahem, erhaltet ihr einen ausgeprägten Nahbesprechungseffekt. Mit zunehmendem Abstand fällt der Bass aber wie üblich merklich ab, was zumindest bei üblicher Anwendung mit dem mitgelieferten Tischstativ zu bedenken ist. Mit dem Tischstativ positioniert man das Mikro üblicherweise direkt vor sich, wahlweise vor oder hinter der Tastatur. Das ist aus meiner Sicht generell suboptimal, da einfach eine Menge Raumklang in der Aufnahme landet. Zudem wird jeglicher Schall auf dem Tisch aufgrund einer fehlenden Spinne direkt auf das Mikrofon übertragen. Bewegung am Tisch oder Tippen an der Tastatur landet also um so besser in der Aufnahme. Aus diesem Grund würde ich persönlich immer zu einem separaten Stativ oder Mikrofonarm raten und das Mikrofon relativ nah positionieren. Einen anständigen Eindruck erhaltet ihr oben im Video.

Schauen wir uns nun noch den etwas ungewöhnlichen Gain-Schalter an. Dieser hat wie bereits angemerkt nur zwei Stellungen. Low und High. Die High-Einstellung eignet sich für normale Sprache relativ nah am Mikrofon, sofern man nicht zu laut ist. Sonst kommt man hier schnell in den kritischen Bereich. Das heißt, wenn man aus dieser Distanz etwas lauter spricht, bringt man das Mikro relativ einfach zum übersteuern. Die Low-Einstellung ist für besonders laute Tonquellen gedacht und senkt den Pegel im Vergleich zur High-Option um rund 18 dB ab. So soll entsprechend Luft nach oben sein. In der Praxis hat das leider nicht geklappt. Zwar ist der Pegel bedeutend niedriger, trotzdem übersteuert das Mikro bei nicht mal übermäßig lauten Tonquellen, ohne die 0 dB-Marke zu erreichen. Zu sehen und hören im Video.

Vergleich und Fazit

Kommen wir damit also zum Abschluss und fassen nochmal kurz zusammen: Der Sound an sich ist zwar echt hörenswert, die Entscheidung für diese Art der Gainsteuerung aber mehr als Suboptimal. Die Low-Einstellung ist aufgrund der Verzerrung meiner Meinung kein echter Mehrwert. Die High-Einstellung sollte aber für die meisten Sprachaufnahmen passen, solange ihr keine Schreihälse seid. Für den Preis meiner Meinung nach aber definitiv ein zu großer Kompromiss.

Schauen wir aber noch kurz rüber zur direkten Konkurrenz: Das wäre das Rode NT-USB für bedeutend günstigere 125 Euro¹. Hier habt ihr vergleichbare Features, Verarbeitungsqualität und Lieferumfang. Daher zur Erinnerung: Jetzt hört ihr das Beyerdynamic Fox. Und ab jetzt gibt es das Rode NT-USB auf die Ohren. Genau so wie das Fox absolut unbearbeitet in identischer Umgebung und mit vergleichbaren Einstellungen. Was hier auffällt ist, dass das NT-USB noch eine ganze Ecke klarer und knackiger klingt. Insgesamt habt ihr hier im Vergleich zum Fox bereits Out-of-the-Box einen eher HiFi-typischen Klang mit ausgeprägter Präsenz und abgeschwächten Mitten. Für Sprachaufnahmen und Bearbeitungsfaule definitiv eine ausgezeichnete Wahl. Ob allgemein besser oder schlechter, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Vielleicht ist euch der Sound ja sogar schon zu scharf. Ich würde diesen Sound jedoch, ungeachtet der Mängel des Fox, für genau diesen Einsatzzweck vorziehen.

Daher mein persönliches Fazit: Für den Preis erwarte ich mehr von einem etablierten Hersteller wie beyerdynamic. Gerade das Verzerren des Klangs bei höherer Lautstärke trotz theoretisch genug Luft nach oben und die allgemein suboptimale Gain-Lösung sind Grund genug, sich mal bei der Konkurrenz umzusehen. Aus dem Grund meine klare Empfehlung, das Rode NT-USB vorzuziehen und insbesondere für Sprache.

Was haltet ihr von beyerdynamics erstem USB-Mikrofon? Würdet ihr diese Kompromisse eingehen? Schreibt’s mir gerne in die Kommentare. Das wars von mir und ich würde sagen, tschüss bis zum nächsten Mal.

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Die Alternative – Das Rode NT-USB:
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