AVerMedia Live Streamer Nexus im Test – Der GoXLR Killer? – Warum es sich noch nicht lohnt!

Mit dem Live Streamer Nexus¹ bringt AverMedia ein Gerät speziell für Streamer auf den Markt, das ein wenig die Funktionen des GoXLR, des Stream Decks so wie paar spannende weitere Funktionen darüber hinaus in einem Gerät vereinen soll. Wie gut das gelungen ist und was das Gerät im Detail drauf hat, das erfahrt ihr wie immer hier.

Das Video wird von Youtube eingebettet abespielt.

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Lieferumfang und Verarbeitung

Das Live Streamer Nexus¹ kommt zusammen mit einem magnetischen Ständer, einem USB-Kabel, einem 3,5mm Klinkenkabel, einem Adapter von 3,5mm auf 6,3mm Klinke so wie einem externen Netzteil.

Die Qualität der Hardware macht einen angemessenen Eindruck. Das komplette Gerät besteht aus Kunststoff, sämtliche Anschlüsse und Regler wirken aber absolut wertig. Insbesondere letztere weisen einen angenehmen Drehwiderstand auf und lassen sich in kleinen Stufen einstellen. Einzig die vier gummierten Knöpfe rechts wirken recht wabbelig und undifferenziert. Das Gerät selbst ist durch seinen Standfuß an der Rückseite leicht angewinkelt. Zusammen mit dem kleinen Stativ wird der Winkel nochmal deutlich erhöht, was besonders der Lesbarkeit des Displays in der Praxis zu Gute kommt.

Die wesentlichen Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite. Hier bekommt ihr zunächst zwei 3,5mm Klinkenausgänge. Einen für euer Headset und einen, den ihr als Line-Out oder zum Beispiel für externe Boxen nutzen könnt. Hier schon mal als Kritik vorab: Es gibt scheinbar keine Möglichkeit die Lautstärke dieser Ausgänge zu regulieren, so dass ihr auf eine Kabelsteuerung angewiesen seid.

Daneben findet ihr einen Kombianschluss für euer Mikrofon. Wahlweise könnt ihr das via XLR anschließen oder – eher ungewöhnlich – über 6,3mm Klinkenanschluss. Außerdem gibt es daneben noch einen 3,5mm Klinkenanschluss als Line-In, einen optischen Eingang, einen altbackenen USB-B-Anschluss für die Verbindung mit eurem PC, einen Stromanschluss für das externe Netzteil so wie einen Ein- und Ausschalter. Der optische Eingang unterstützt dabei lediglich ein einfaches Stereo-Signal, was etwas schade ist. Eben so schade ist, dass man nicht auf einen aktuelleren USB-C-Anschluss gesetzt hat. Über diesen hätte man gleichzeitig zumindest optional auch die Stromversorgung realisieren können.

Sämtliche Bedienelemente befinden sich dagegen auf der Oberseite. Hier stehen euch neben einem 5 Zoll großen kapazitiven Touch-Display mit IPS-Panel vier recht große gummierte Pad-Tasten so wie sechs kleine Regler zur Verfügung. Letztere sind dabei von LEDs umringt, um die aktuelle Einstellung gut kenntlich zu machen, und fungieren darüber hinaus auch noch als Knöpfe. Die Funktion kann man bereits erahnen. Durch drehen lässt sich der jeweilige Pegel regulieren, durch drücken das komplette Tonsignal stummschalten.

Darüber hinaus gibt es auch noch was fürs Auge. So lässt sich die Farbe der LED-Ringe, der Gummi-Buttons und des LED-Streifens der um das Gerät herumführt komplett anpassen.

Ersteinrichtung und Funktionen

Bei einem Gerät mit einem so großen Funktionsumfang ist natürlich zu erwarten, dass das nicht einfach Plug&Play läuft. Für den Betrieb ist die passende Software erforderlich, die schlicht auf den Namen Nexus hört. Diese ist im Gegensatz zur Software des GoXLR sowohl für Windows als auch Mac verfügbar, wobei die neuen M1-Macs aktuell noch nicht unterstützt werden. Das dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein.

Werfen wir damit mal einen Blick auf die praktischen Features und die Software. Habt ihr die Nexus-App frisch installiert, werdet ihr zunächst dazu genötigt, einen Account bei AVerMedia anzulegen. Von so einer Account-Pflicht bin ich kein großer Fan. Habt ihr das erledigt, werdet ihr in einem kurzen Guide durch das Programm geführt. Das ist dabei bedientechnisch recht simpel aufgebaut. Es wird quasi in zwei Rubriken unterschieden. Den allgemeinen Audio- und den Touch-Screen bzw. Button-Bereich, der noch weitere Features bietet. Abhängig davon, welchen Bereich ihr hier anklickt, werden die entsprechenden Optionen eingeblendet.

Das Nexus als Mischpult

Effektiv bietet das Nexus sechs physische und virtuelle Eingänge, die den einzelnen Drehreglern fest zugeordnet sind. Heißt, die ersten drei kümmern sich um die Abmischung von Mikrofon, analogem und optischen Line-In, die letzten drei um die virtuellen Eingänge von System-Sound, Spiel-Sound und Voice-Chat. Die Zuweisung, was an welchen virtuellen Eingang geht, könnt ihr natürlich selbst im Betriebssystem regeln, um festzulegen, was ggf. gemeinsam geregelt wird. Die Benennung finde ich daher etwas misslich. Üblicherweise wird über den System-Sound auch der Game-Sound geregelt. Statt dessen hätte ich hier einen Regler für Musik oder eben komplett neutral einbenannt. Das ist aber nur ein kleines Detail. in der Praxis könnt ihr wie gesagt selbst zuweisen, was wie zusammen läuft.

Um die einzelnen Soundquellen den virtuellen Soundkarten zuzuweisen gibt es verschiedene Wege. Den System-Sound könnt ihr zunächst über die Windows-Soundsteuerung verknüpfen, in dem ihr die virtuelle System-Soundkarte als Hauptwiedergabegerät auswählt. Für die übrigen Soundkarten geht ihr hier unten auf die erweiterten Soundeinstellungen und ordnet die einzelnen Programme den Soundkarten zu. Wichtig ist, dass die Programme laufen müssen. Alternativ könnt ihr in vielen Apps wie Discord auch die Ein- und Ausgabe-Soundkarten selbst festlegen.

Auf der Ausgabe-Seite gibt es drei virtuelle Ausgänge. Ein Creator-Mix, also effektiv das, was ihr auf dem Kopfhörer hört, einen Audience-Mix für den Stream und das Chat-Mic. Also das Mikrofon allein für zB Discord. Dabei geht das Nexus einen anderen Weg als das GoXLR. Im Standard-Modus habt ihr einen einzelnen Mix. In dem Fall hört ihr alle Eingabe-Quellen genau so wie sie auch im Stream zu hören sind. Ich weiß, viele hören sich selbst nicht so gern live, ich kann es aber nur empfehlen, um immer auf dem Ohr zu haben, was der Stream gerade mitbekommt.

Alternative gibt es aber auch noch den Dual Mix Mode. In diesem habt ihr zwei separate Mixes. Je einen für den Stream und einen für eure Kopfhörer. Das heißt, im Gegensatz zum GoXLR könnt ihr nicht nur unabhängig entscheiden, was wo zu hören ist, sondern auch die Lautstärke individuell regeln. Ein höchst praktisches Feature. Beide Mixes lassen sich auch über die Hardware-Regler einstellen. Dazu empfiehlt es sich ein entsprechendes Widget auf einen Button oder das Display zu legen, um zwischen den beiden Einstellungen zu wechseln. Was dabei misslich ist, die LED-Ringe lassen sich leider nicht abhängig von Mix färben, um die direkt zu sehen, was man gerade verändert.

Für den Mikrofoneingang gibt es darüber hinaus noch weitere Einstellungen, um den Klang aufzuhübschen. Bevor ihr das erste Mal loslegt, müsst ihr festlegen, um was für eine Art Mikrofon es sich bei euch handelt. Die Wahl zwischen dynamisch und Kondensator entscheidet darüber, ob die 48V Phantomspeisung aktiviert wird oder nicht. Insofern müsstest ihr zB. auf Kondensator stellen, wenn ihr ein dynamischen Mikrofon zusammen mit einem Inline-Preamp nutzen möchtet. Die dritte Option ist für Mikrofone gedacht, die an den Klinkenanschluss kommen.

Als nächstes müsst ihr die Verstärkung einstellen. Diese reicht von +32 bis +60 dB. Sehr eigentümliche Entscheidung. Aber später mehr dazu. Die zweite Einstellung ist lediglich die Lautstärke, die ihr auch später über den Volume-Regler für das Mikrofon einstellen könnt. Die sehr ungünstige Entscheidung: Der Pegel, der euch hier angezeigt wird, bezieht sich nicht auf das rohe Mikrofon-Signal, sondern auf das Signal nach der Lautstärkesteuerung. Steht eure Lautstärke hier oben also nicht auf 100% seht ihr nicht, ob ihr zu viel Gain verwendet und bereits clippt. Generell gibt es keine richtige Clipping-Anzeige. Sehr misslich, dazu aber später noch mehr.

Spannend sind die Bearbeitungoptionen. Dafür stehen euch ein Noise-Gate, ein Kompressor, ein Equalizer, ein Echo- und ein Reverb-Effekt zur Verfügung. Wahlweise in vereinfachter Form oder mit detaillierten Einstellmöglichkeiten. Mehr dazu gibt es im verlinkten Video.

Das Nexus als Stream Deck

Das Nexus kann aber noch deutlich mehr als ausführliches Audio-Mixing und Routing. Dazu stehen euch die vier Tasten so wie das flexible Touchdisplay zur Verfügung. Um das zu belegen müssen wir einmal in den oberen Bereich klicken. Dann steht uns auf der linken Seite eine Reihe an Funktionen und darüber hinaus exklusiv für das Display noch Widgets zur Verfügung. Für das Display steht ein Raster mit 20 Feldern zur Verfügung. Dazu fünf Seiten, zwischen denen ihr durch Wischen wechseln könnt. Die Belegung und Sortierung erfolgt durch einfaches Drag&Drop.

In der aktuellen Version beschränkt sich die Auswahl noch auf eine gut sortierte Auswahl an Basics. Die umfasst die Steuerung Nexus-eigener Einstellungen und ein paar Windows-Funktionen. An externen Programmen stehen Basisfunktionen von OBS, Streamlabs OBS und Spotify zur Verfügung. Für Twitch und Youtube gibt es aktuell immerhin Widgets, die euch zB Abonnenten bzw. Follower, Live-Zuschauer oder den Live-Chat anzeigen können. Letzterer ist aber etwas kompakt auf dem Display und für unübersichtliche schnelle Chats definitiv zu klein.

Aber AVerMedia verspricht bereits jetzt einen langfristigen Support mit ständigen Verbesserungen. Sprich weitere Programme und Widgets werden nach und nach hinzugefügt und auch eine Schnittstelle für Entwickler soll geöffnet werden, so dass die Community selbst entwickeln kann.

Aktuelle Probleme

So weit so gut, fürs erste klingt dieses Gerät schon mal nach dem ultimativen Gerät für Streamer. Leider ist es davon in der Praxis aber noch weit entfernt. Es gibt nämlich noch einige Probleme und Nickeligkeiten. Glücklicherweise liegen viele davon in der Software. Das heißt, das lässt sich nachträglich beheben, einiges wird vermutlich aber auch mit der verwendeten Hardware zusammenhängen. Und genau da wird es schwierig. Aber der Reihe nach, was mir hier bisher negativ aufgefallen ist:

Generell hat die gesamte Steuerung ein merkliches Delay, das müsste deutlich direkter funktionieren, damit es nicht störend auffällt. Sowohl bei der Hardware-Bedienung als auch bei Steuerung über die Software. Dann gibt es keinen Lautstärkeregler für den Kopfhörerausgang. Das heißt, es ist eine externe Lautstärkeregelung vor dem Kopfhörer oder Headset erforderlich.

Die unabhängigen beiden Mixes an sich gefallen mir durchaus gut, allerdings hätte ich mir vielleicht auch noch gewünscht, einzelne Kanäle Mixübergreifend zu koppeln. So dass man sie auch bei unterschiedlichen Lautstärken grundlegend gemeinsam steuern kann, ähnlich wie Elgato das in ihrer Wave-Software realisiert hat. Genau so hätte ich mir bei all der schicken RGB-Beleuchtung gewünscht, dass sich die beiden Mixes auch durch unterschiedliche Farben um die Regler hätten darstellen lassen, um optisch nochmal hervorzuheben, ob gerade der Stream- oder der Kopfhörermix umgestellt wird.

Die beiden größten Probleme liegen für mich aber direkt im Audiobereich. Hier hat man sich für eine seltsame Preamp-Lösung entschieden, bei der ich nicht weiß, ob sich das über ein Firmware- oder Software-Update lösen lässt. Und zwar liegt der Gain-Bereich für das Mikrofon wie gezeigt zwischen 32 und 60 dB. Heißt also 32 dB ist das Minimum. Das kann bei diversen pegelstarken Kondensatormikrofonen höchst problematisch werden, da diese da bereits da übersteuern können. Thema übersteuern: Eine explizite Clipping-Anzeige über die LEDs des Mic-Reglers wären mehr als sinnvoll gewesen. Die obere Grenze von 60 dB ist auf der anderen Seite genug für ein Shure SM7b, ist aber leider nicht komplett rauscharm, da einiges davon scheinbar nur digital umgesetzt wurde. Wie schlimm das in der Praxis ist, könnt ihr im verlinkten Video hören.

Außerdem gibt es eine weitere Eigenart. Wenn ihr den Mikrofon-Gain ans Maximum bringt und das Mikrofon bereits übersteuert, sollte der aufgenommene Pegel entsprechend bei der 0 dB Marke liegen. Statt dessen dümpelt dieser irgendwo um -9 dB rum. Warum, das ist nicht ganz nachvollziehbar.

Kurz gesagt wäre also mindestens ein besserer Preamp Pflicht. Ansonsten wären noch ASIO-Treiber für Musikfreunde spannend gewesen, aber so etwas wäre eher optional.

Fazit

Kommen wir damit zum Fazit. Avermedia hat mit dem Live Streamer Nexus¹ ein Gerät herausgebracht, das vom Konzept her eine Menge Potenzial hat und damit eine große Konkurrenz für das GoXLR und das Stream Deck werden kann. Die Road-Map weist definitiv in die richtige Richtung. Allerdings würde ich es bei all den aktuellen Problemen und Nickeligkeiten bei denen noch nicht klar ist, was davon nachträglich behoben wird und überhaupt behoben werden kann noch nicht empfehlen. Insbesondere für 350 Euro. So müsst ihr zum Beispiel vorab rausfinden, ob euer Mikrofon anständig betrieben werden kann. Gefühlt seid ihr hier aktuell Beta-Tester. Insofern würde ich aktuell noch dringend dazu raten abzuwarten, wie sich das Ganze noch weiterentwickelt.


Angebot
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