Neumann TLM-102 im Test – Der Einstieg in die gehobene Mikrofon-Klasse – Vergleich mit Rode NT1 und NT1-A

Schaut man sich in den Tonstudios dieser Welt um, trifft man häufig immer wieder auf einen Namen: Neumann. Seit Jahrzehnten einer der Big Player auf dem Mikrofonmarkt, hat der deutsche Hersteller sich mit Mikrofonen wie dem Neumann U87, der KM- oder auch der TLM-Reihe einen Namen gemacht. Das TLM-102 bildet den Einstieg¹ in die Welt der gehobenen Großmembrankondensatormikrofonklasse und ist mit einem Preis ab rund 600 Euro tatsächlich eines der günstigsten Neumann-Mikrofone. Was ihr für diesen Preis bekommt und wie groß der Unterschied zu bekannten Home-Recording-Mikrofonen wie dem Rode NT1-A oder NT1 ist, das erfahrt ihr wie immer hier.

Das Video wird von Youtube eingebettet abespielt.

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Lieferumfang

Das Neumann TLM-102 kommt in verschiedenen Versionen daher. Wobei das Mikrofon wahlweise grau oder schwarz ist und sich der Lieferumfang unterscheidet. Die beiden kleinen Pakete bekommt ihr für knapp 600 Euro. In der Basis-Version erhaltet ihr lediglich das Mikrofon zusammen mit einer Metallhalterung mit der ihr das Mikro an gängige Stative montieren könnt. Dabei könnt ihr das TLM-102 einfach in die Halterung schrauben.Auf Stoß-und Trittschallabsorption müsst ihr bei dieser Ausführung aber verzichten.

2016 ist allerdings eine neue Variante erschienen, bei der ihr ebenfalls für 600 Euro statt des einfachen Metallhalters eine Universalspinne von Rycote beigelegt bekommt. Diese sorgt nicht nur für eine anständige Absorption störender Vibrationen, sondern hat auch einen einfachen Popschutz mit an Board, den ihr einfach anmontieren könnt. Die Rycote USM besteht komplett aus Kunststoff, macht aber deshalb keinen weniger wertigen Eindruck. Zur Abkoppelung des Mikrofons wird statt auf Gummibändchen auf eine spezielle von Rycote entwickelte, verschleißfreie Aufhängung gesetzt. Wollt ihr diese separat erwerben, müsst ihr rund 85 Euro einplanen. Insofern ist dieses Paket bei gleichem Preis definitiv die bessere Wahl.

Die Dritte Version kommt mit der Neumann-eigenen Spinne EA-4 daher, die speziell für das TLM-102 ausgelegt ist. Zwar passen dank Neumann-einheitlichem Gewinde auch größere Mikrofone wie das TLM-103 hinein, mit größeren Vertretern könnte es aber durchaus eng werden. Diese Spinne ist komplett aus Metall und setzt auf die übliche Grummizug-Federung zur Schallabsorption. Die Spinne ist dabei nach vorne geöffnet und bietet keinen eigenen Popschutz. Dieses Set ist für 700 Euro erhältlich, die Spinne separat kostet euch sonst knapp 140 Euro. Ob der Aufpreis gerechtfertigt ist? Zwar ist die Spinne hervorragend verarbeitet, jedoch konnte ich keinen Mehrwert zur Rycote-Spinne des kleineren Paketes ausmachen. Insofern lassen sich hier problemlos 100 Euro einsparen.

Verarbeitung und Eigenschaften

Das Mikrofon selbst ist, wie würde man es auch anders erwarten, hervorragend verarbeitet. Die Besonderheit hier: Neumann als deutscher Hersteller hat das Mikrofon nicht nur hier entworfen, sondern lässt es auch hier in Deutschland fertigen. Was an diesem Mikrofon neben seiner Fertigungsqualität noch direkt ins Auge springt ist die Größe. Oder viel eher die Kompaktheit. Denn obwohl es sich hier um typisches Großmembrankondensatormikrofon mit neu entwickelter Kapsel samt Nierencharakteristik handelt, ist es gleichzeitig klein wie kaum ein anderes Großmembraner. Mit einem Durchmesser von 5,2 cm und einer Höhe von gerade einmal 11,6 cm wirkt es gerade zu winzig im Vergleich zum großen Bruder, dem TLM-103, oder anderen bekannten Mikrofonen wie dem Rode NT1-A. Zudem kommt es noch mit einem verborgenen Extra-Feature daher. Unter dem Mikrofonkorb verbirgt sich eine dünne Schicht Schaumstoff, die als einfacher Popschutz dient. Auf einen externen Popschutz solltet ihr bei nahen Sprachaufnahmen dennoch nicht verzichten.

Doch trotz der kleinen Größe soll dieses Mikro klanglich die volle Neumannerfahrung liefern und da hören wir jetzt mal rein.

Klang

Ich kann nur sagen, es klingt gut, aber unspektakulär. Das ist aber auch so gewollt. Von Haus aus ist es auf Vielseitigkeit ausgelegt und bringt daher einen sehr linearen Frequenzgang mit, der aber wie häufig bei Großmembranern mit einem sanften Höhenboost um 10 kHz abgerundet wird. Das sorgt für großmembrantypisch seidige Aufnahmen, egal ob Sprache, Gesang oder Instrumente. Gerade dadurch taugt es wunderbar als Allroundanschaffung für kleine Heimstudios bzw. alle, die erste Schritte mit einem echten Neumann wagen wollen.

Ausführliche Klangbeispiele und Vergleiche mit dem Rode NT1 und Rode NT1-A für Stimme und Gitarre könnt ihr euch in dem verlinkten Video ansehen.

Fazit

Kommen wir damit zum Fazit. Das Neumann TLM-102 ist ein wunderbares Allround-Mikrofon mit einem stolzen Preis. Für mich persönlich kommt für Sprachaufnahmen aber nur das Rycote-Set in Frage. Trotzdem bleibt es im Vergleich zu den bekannten Home-Recording-Lieblingen ein eher kostspieliges Mikro. Ob sich das im Home-Recording mit nicht immer optimalen Bedingungen auszahlt, das muss aber jeder für sich selbst entscheiden.

Zum den Ausführungen des Neumann TLM-102:
► TLM-102 (nickel) mit Metallhalterung: https://obli.net/s/musdx ¹
► TLM-102 (schwarz) mit Metallhalterung: https://obli.net/s/5fzpx ¹
► TLM-102 (schwarz) mit Rycote-Spinne: https://obli.net/s/2rwfs ¹ / Alternativ: https://obli.net/s/zcfps
► TLM-102 (nickel) mit Metallspinne: https://obli.net/s/k37vl ¹
► TLM-102 (schwarz) mit Metallspinne: https://obli.net/s/dxgab ¹

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